Peru Nord, Küste, Cajamarca, Chachapoyas bis Ecuadro, Fortsetzung Teil 2

 

 

 

Mit Banos del Inca war ich jetzt schon fast 2 Wochen in diesem Tal, wieder mal Zeit für einen schweren Abschied. Meine weitere Route verlief erst mal nach Osten, hinauf nach Celendin. Auch hier ist die Landschaft geprägt von Landwirtschaft, momentan ist Erntezeit. Überall wird geschnitten, transportiert, verladen. Celendin hat nicht viel zu bieten außer einer blauen Kirche, man könnte hier in angenehmen Klima einige Wanderungen unternehmen. Mich zieht es aber weiter, erst hinauf auf einen Pass, 3100 m hoch – die Berge sind hier nicht mehr ganz so hoch – die Täler dafür umso tiefer. Einspurig schlängelt sich die Straße endlos hinab durch eher karge Landschaft nach La Balsa, in das Tal des Rio Maranon, einem Fluss der später ein Teil des Amazonas wird. Die Brücke überquere ich schließlich auf tiefen 850 m Seehöhe, nur um auf dem gegenüberliegenden Hang in wiederum endlosen Kurven wieder auf den 3600 m hohen Calla-Calla Pass hinaufzufahren. Es ist schon spät und ich übernachte blickgeschützt in einer kleinen Kiesgrube direkt oberhalb des Passes.

 

Am nächsten Morgen nehme ich dann die letzten Kilometer nach Leymebamba in Angriff um das dortige Museum zu besichtigen. Bei der nahen Laguna de los Condores (leider nur zu Fuß oder zu Pferd in einer 3 Tages Tour zu erreichen) wurden vor einigen Jahren über 200 Mumienbündel gefunden, dazu hunderte Grabbeilagen. Diese sind in dem Museum zu besichtigen. Die meisten Mumien befinden sich aber in einem dunklen klimatisierten Raum, den man nur durch ein dickes Glasfenster betrachten kann. Auch hier sind keine Fotos erlaubt. Nur in den Außenanlagen des Museums und im Garten kann man Fotos machen. Eines dieser Mumienbündel aus mit Seilen verknoteten Holzbrettern steht aber draußen nachgebaut.

 

Die weitere Fahrstrecke verläuft in weiterhin einspuriger Straße, aber zumindest asphaltiert, immer entlang des Ufers des Rio Utcubamba.

 

Nach einigen Kilometern Fahrstrecke zweigt eine enge, schlechte Piste ab hinauf nach Revash. In einer senkrechten Felswand befinden sich einige kleine Mausoleen der Chachapoya Kultur. Kleine Häuschen, mit roter Farbe bemalt wurden in die unzugängliche Steinwand gebaut, mit Fensterchen und Giebeln. Sie beherbergten ebenfalls Mumien. Wegen der Lage kommt man nicht heran, eine mehrstündige Wanderung ist notwendig um an den Fuß der Wand zu kommen, und um nicht viel zu sehen. Deshalb sparte ich mir die Wanderung und setzte meinen Weg fort in Richtung Kuelap

 

 

In Tingo biegt wiederum eine schlechte Piste ab, mit vielen Schlaglöchern. Um die 6 Km Luftlinie, vom Tal in 1700 m hinauf nach Kuelap auf 2900 m zu überwinden, sind 37 zähe, kurvenreiche Kilometer Straße nötig. Nach eineinhalb anstrengenden Stunden stehe ich endlich auf dem Parkplatz des Besucherzentrums und ein Sicherheitsmann mit Pumpgun wacht über meinen ruhigen Schlaf. Am Morgen kaufe ich ein Ticket für gnadenlose 15 Soles – weniger als 5 Euro. Wenn ich da an die Preisgestaltung von Machu Picchu zurückdenke, wo mich die 2 Tagestour damals fast 200 Dollar gekostet hatte……….

 

Kuelap war eine riesige Festung der Chachapoyas - der Wolkenkrieger -, erbaut zwischen dem 9. und 13. Jahrhundert. Die Chachapoyas drangen wahrscheinlich im 9. Jahrhundert aus dem Nordosten ein und gründeten am Andenabhang einige Fürstentümer. Meist auf Bergkuppen und Graten zwischen 2800 und 3400 m. In der Regel bestanden die Behausungen aus runden Gebäuden, teilweise mit rautenförmigen Verzierungen. Die Inkas besiegten die Chachapoyas 1470, konnten sie aber nie ganz unterwerfen. Sie leisteten erheblichen Wiederstand und waren gefürchtet für ihren Kampfgeist. Sie waren größer als die anderen peruanischen Menschen, traten im Kampf mit bemalten Gesichtern und Nasenschmuck auf. Ihren Feinden schnitten sie die Köpfe ab und trugen sie als Trophäen durch die Dörfer.

 

Kuelap wird immer als das Machu Picchu des Nordens bezeichnet. Vergleichen lassen sich diese beiden Bauwerke aber nicht. Auf jeden Fall ist es ein gigantisches Bauwerk, weit ab der Küste, verbunden mit einer mühsamen Anreise. Deshalb wurde Kuelap spät von der Außenwelt entdeckt, wurde nie erobert und auch heute kann man deshalb die Anlage relativ ungestört genießen, ohne große Menschenansammlungen, so wie in Machu Picchu, deshalb war es für mich ein absolutes Highlight. Ich war am Wochenende oben, 2 Tage, am Samstag kamen ca. 80 Besucher, am Sonntag ca. 110, und im Schnitt kann man von mindestens 75 bis 80 % Peruanern ausgehen.

 

Die Anlage liegt auf einem Bergrücken auf 3000 m Höhe, erstreckt sich über eine Länge von ca. 538 m und misst an breitester Stelle 120 m. Umgeben von einer 1,5 Kilometer langen und bis zu 20 m hohen Mauer, errichtet aus 100 bis 200 kg schweren Granitsteinen, war sie gut geschützt. Nur 3 Eingänge, die konisch enger und steil ansteigend waren, boten bestmäßigen Schutz gegen Eindringlinge.

 

Die Anlage war in mehrere Stadtviertel unterteilt, mit über 400 runden Steinhäusern, die mit geometrischen Mustern verziert waren. Ein Viertel war den Häuptlingen und deren Gefolgschaft vorbehalten. In diesem Viertel steht auch ein Turm, dessen Mauern sich nach Unten hin verjüngt. In der Mitte, im Inneren befindet sich ein flaschenförmiger Hohlraum. Bis heute weiß man nicht genau, wofür der Turm diente. Opferstätte meinen die Einen, da man Knochen im Inneren gefunden hatte, eine Art Kalendarium meinen Andere. Im Norden steht ein großer Wachturm, von dem aus das komplette Tal überblickt werden konnte, Die Anlage wurde durch eine unterirdische Quelle mit Wasser versorgt. Im Umfeld finden sich noch weitere, aber nicht restaurierte Bauwerke der Chachapoyas. Der Ausblick rundum ist toll, wenn auch nicht ganz so spektakulär wie der Blick auf die Dschungelbewachsenen steilen Berge um Machu Picchu. Dafür sind große Teile der Festungsanlage von Kuelap heute mit dschungelartigen Bäumen und Gewächsen bewuchert, das der Anlage eine besonderes Flair verleiht. Auf dem Aufstieg zur Festung treffe ich auf 2 Franzosen, Ron und Sebastian, wir erkunden das Gelände gemeinsam. War sehr unterhaltsam. Immer wieder treffen wir auf Peruaner, die auf dem Parkplatz ja mein Reisefahrzeug stehen sahen, fragten immer, ob das meins wäre und dann musste ich des Öfteren zum gemeinsamen Fotoshooting antreten. So wie hier auf dem Bild mit einer Gruppe Lehrerrinnen aus Jaen. So ergaben sich immer wieder nette und lustige Unterhaltungen, das Wochenende verging auch hier wie im Fluge.

 

 

40 Kilometer von Kuelap biegt die Straße wieder ab, einige Serpentinen hinauf nach Chachapoyas. Die kleine, nette Provinzhauptstadt mit gut 25000 Einwohnern liegt auf 2350 m und ist das Tor zum Amazonastiefland. Ich komme in dem Hostal Kuelap, nur einen Block von der Plaza unter und brauche somit nicht weit zu laufen um das Zentrum zu erkunden. Die Plaza gefällt mit einem Bronzebrunnen, es schließt sich eine Fußgängerzone an, hat ein Krankenhaus. Da die Wege in die Umgebung hier oft mühsam und beschwerlich sind, viele Straßen in der Regenzeit praktisch nicht befahrbar sind, können viele Menschen nicht oder nur sehr zeitaufwendig Hilfe in einem Notfall erhalten. Deshalb gibt es hier mobile Krankenhäuser, umgebaute Autobusse, mit Anhängern, die mit OP und Röntgengeräten ausgestattet wurden. Sie drehen ständig ihre Runden durch die entlegenen Dörfer, bieten Vorsorgeuntersuchungen an und sind praktische Stützpunkte in Notfällen. Hervorragende Idee.

 

In Chachapoyas kann man auch hervorragend Essen, zb. bei einem Besuch im El Batan del Tayta in der Calle Merced. Ich gönn mir fritierte Yucawurzel mit Chillisauce, einen Salat mit Basilikum-Kräuterdressing, Zwiebeln und Käse, als Hauptgericht Lamafleisch mit hausgemachten Pommes und Teigtaschen, die mit in der Luft getrocknetem Rindfleisch gefüllt waren. Hmmm lecker. Auch gute Drinks mixen sie hier.

 

Nur einen Block von der Plaza befindet sich der Mercado, der hier als Besonderheit 2 stöckig ist, das lädt zum Verweilen und Beobachten ein. Generell ein sehr rustikaler Markt, das hat mir gefallen. In der Schlachterei werden die Rinder auf großen Baumstümpfen, die als Hackstock dienen, zerlegt. Außen rum liegen einige Restaurants mit günstigen guten Mittagsmenüs.

 

 

Es folgen weitere Sightseeings. Wie üblich nur in ewigen Kurven und andauerndem auf und ab zu erreichen. Von Chachapoyas fahre ich wieder runter ins Flusstal, ab hier verdient sie die Bezeichnung Hauptstraße, Doppelspurig verbindet sie ab hier diese Region via Jaen mit der Küste. Das gesamte Flusstal seit Lemebamba wäre sehr gefällig für Camping am Fluss, leider gibt es so gut wie keine Möglichkeiten. Na dann erst mal wieder hinauf auf den Berg. Gegenüberliegend windet sich eine wiederum schlechte Piste nach Luya, dort musste ich mich erst mal kompliziert durch den Ort kämpfen, da hier gerade Kanal gebaut wird und wie halt üblich in Südamerika – ohne Plan einfach alle Straßen aufgerissen werden. Mit ein wenig rumfragen bringe ich auch diese Irrfahrt zu Ende und finde die Ausfahrt nach Karajia.

In der Nähe dieses kleinen Dorfes wurden erst in den 80er Jahren in einer steilen Wand 200 m unterhalb des Dorfes Steinsarkophage mit Mumien entdeckt. Ähnlich positioniert wie die Häuschen von Revash, nur das man hier wesentlich näher herankommt. Aus 2 Richtungen kann man Blick auf diese, auch für Peru außergewöhnlichen Sarkophage bekommen.

 

Die Sarkophabe bargen Mumien in Hockstellung, besitzen gemeißelte Gesichter, die mit überdurchschnittlich großen Nasen dargestellt wurden. Es scheint dass sie Helm und Bart tragen. Sie erinnern an die Steinfiguren der Osterinsel. Überall in der Wand findet man Knochen und Schädel.

 

Ich übernachte im Ort, die Menschen sind sehr nett, um das Kassenhäuschen sitzen Frauen, die stricken oder aus der Wolle Fäden spinnen, sind auch sehr offen und freuen sich, sich mit einem der wenige Fremden ein wenig unterhalten zu können. Auch ein kleines Museum gibt es hier, das allerdings sehr klein und wenig gepflegt ist. Man kann hier ein in Seile gewickeltes Skelett betrachten und einige Schädel.

 

Von hier fuhr ich wieder hinunter nach Luya, bahnte mir nochmal einen Weg durchs Chaos, um nach Lamud zu gelangen. Hier sind ebenfalls 2 interessante Orte zu besuchen, zum einen das Pueblo de los Muertos, das Dorf der Verstorbenen und die Cavernas de Quiotca. Beide liegen ungefähr 12 Kilometer vom Ort entfernt. Leider jedoch in entgegengesetzter Richtung. Ich halte vor der Tourist Info der Stadt, hier sind auch ein paar Mumien ausgestellt, um mich über den Besuch der Orte zu erkundigen.

Das Pueblo ist versperrt, ich brauche einen Schlüssel und für die Höhlen braucht man einen Führer. Ich buche den Führer den ganzen Tag, für beide Orte, wir fahren zusammen zuerst zu dem Pueblo de los muertos. Vom Parkplatz am Ende mussten wir ca. 300 hm absteigen, die Sonne knallt, würde hier jedem empfehlen, mit Hut und einer großen Wasserflasche unterwegs zu sein, Schatten gibt es nicht. Der Guide erklärt mir einige Pflanzen. Als wir den steilen Abstieg beendet hatten, bogen wir ums Eck, direkt in eine Steilwand hinein. Dort liegen einige Häuser, die damaligen Hohepriestern für Zeremonien dienten, und auch für die Toten. In einigen hundert Metern Entfernung finden sich auch einige Mumien in der Felswand. Man kann dort allerdings nicht hin.

 

Die Gebäude waren 2 stöckig, direkt in einen Felsvorsprung gebaut, vor den Häusern bleiben 30 Zentimeter Platz zum Gehen, es geht senkrecht nach unten. Wer Höhenangst hat, braucht diesen Ort nicht zu besuchen. Es gibt weder Geländer noch Sicherungen. Ein Besuch dieses Ortes ist es alleine wegen der grandiosen Aussicht wert. Man sieht über das gesamte Tal, weit in die gegenüberliegenden Berge hinein, Ich hatte Glück einen nicht zu bewölkten und nebligen Tag zu erwischen, und konnte gegenüber bereits einen ersten Blick auf den Gocta Wasserfall erhaschen, dessen Wasser sich in 2 Kaskaden unglaubliche 771 m in die Tiefe stürzt. Doch dazu später mehr.

 

Nach einem sehr schweißtreibenden Aufstieg die 300 vertikalen Meter zurück zum Fahrzeug fuhren zurück nach Lamud, stoppten kurz an einem Aussichtspunkt, und verließen den Ort gegenüberliegend um hinauf zu den Höhlen zu fahren. Es gibt hier mehrere Höhlen, aber die von Quiocta sind die größten hier. 538 Meter kann man in ihr in den Berg wandern, es gibt einige Stalagmiten und Stalaktiten, Fledermäuse, und viel, viel Schlamm. Man braucht unbedingt Gummistiefel um die Höhle zu durchwandern. Wer keine hat, kann diese in Lamud ausleihen. Der Guide - er heißt ebenfalls Cristian - erklärt mir die Gesteine, Details über die Höhle, auch hier hatten die früheren Kulturen einen zeremoniellen Platz, am Höhleneingang kann man auch noch ein paar sehr verblasste Wandmalereien erkennen. Alles in allem ein netter Ausflug, habe aber auch schon spektakulärere Höhlen besucht. Toll ist hier, das es weder Wege noch Stege gibt, man bahnt sich seinen Weg durch den Schlamm, das gibt der Sache ein wenig Entdeckerflair.

 

Ich bringe den Guide zurück in den Ort, verabschiede mich und mache noch einen Rundgang, bevor ich wieder ins Tal hinunterfahre, um auf der anderen Seite wieder hinauf nach San Pablo zu fahren.

 

 

In San Pablo verbringe in eine ruhige Nacht im Hinterhof einer Familie, die mir in der Tourist Info empfohlen wurde. Am Morgen nahm ich ein ausgiebiges Frühstück zu mir und startete die mehrstündige Wanderung zu den Wasserfällen. Zuerst noch registrieren, ein Ticket kaufen für 5 Soles, sensationell billig für einen der höchsten Wasserfälle der Erde. Bis vor kurzem waren die Gocta Wasserfälle die 3. Höchsten der Welt. Gesamt 771 m Fallhöhe, aufgeteilt in den oberen Fall mit 231 m und den unteren Fall mit 540 m.

 

Der Weg steigt flach an, führt zuerst durch ein paar Mais- und Bananenplantagen, wird dann etwas karger und nachdem man in das Seitental eingebogen ist, wird die Vegetation grüner und wandelt sich in dichten Bergregenwald. Den Wasserfall sieht man erst sehr spät, vorher konnte ich immer wieder den Ausblick auf den gegenüberliegenden Hang genießen, der ebenfalls mit fast einem Dutzend Wasserfälle durchsetzt ist. Teilweise ebenfalls mit mehreren hundert Metern Höhe. Überall hier ist der Boden mit Wasser durchtränkt, kleine Rinnsale und Bäche bringen überall das Wasser zu Tal. Einige Stellen waren vermurt, ich musste mich teilweise mühsam durch den Schlamm kämpfen, Meine Schuhe waren schließlich innen genauso nass und dreckig wie außen. Gummistiefel wären auch hier nicht schlecht gewesen.

Nach 2 Stunden Gehzeit erreichte ich einen Aussichtspunkt. Der bietet mir einen traumhaften Blick auf die gesamte Höhe des Falls. Spektakulär. Ich verweile hier auf eine Jause und nehme schließlich die letzten 1,6 Kilometer der insgesamt 6,5 Kilometer Wegstrecke in Angriff. Es ist bewölkt, die Sonne lässt sich nur kurz blicken, aber es ist sehr schwül im Wald, die erste Wasserflasche ist schnell geleert, ich bin total durchgeschwitzt, als ich nach weiteren 45 Minuten oben ankomme. Man sieht hier nur den 231 m hohen oberen Fall, man steht genau auf dem Plateau dazwischen. Ich steige eine steile wackelige Treppe mit verfaultem Geländer hinauf bis direkt unter den Fall, der Wind treibt die Gischt genau auf mich zu, egal ich bin ja eh schon nass. Für ein Foto ziehe ich mich ein Stück zurück, dem Apparat ist das Wasser ja nicht so egal, dann steige ich ein Stück hinab in dem Plateau, an die Kante, von wo das Wasser schließlich weitere 540 m in die Tiefe stürzt.

 

Von hier ist der Blick fast noch schöner als von Oben. Auf dem Rückweg biege ich nochmal auf den Mirador und treffe dort auf ein deutsches Mädel. Wir gehen zusammen zurück und sind den ganzen Tag übe die einzigen Besucher dieses schönen Naturschauspiels.

 

Um den Wasserfall ganz von unten zu besichtigen könnte man vom Mirador aus auf einem Pfad hinabsteigen und schließlich unten im Tal hinauswandern nach Cocabamba. Das wäre am wenigsten anstrengend. Leider steht man dann auf der gegenüberliegenden Talseite und es gibt keine Taxis oder Fahrgelegenheiten zurück hinauf nach San Pablo. Es bliebe nur der Wiederanstieg von 540 Höhenmetern und der Rückmarsch nach San Pablo, oder anderen Tages die Autofahrt nach Cocabamba, nur um nochmal 7 Kilometer hin und auch wieder zurück zu marschieren. Das ist noch nicht gut organisiert. Aber was will man auch großartig organisieren bei so wenigen Besuchern. Schade.

 

Mittlerweile sind diese Fälle nicht mehr die 3. Höchsten der Welt, sondern gehören nur mehr zu den Top 10, da in den letzten Jahren einige weitere entdeckt wurden, so wie zb. der nur ein Tal weiter liegende Yumbilla Wasserfall, der von Pedro Ruiz aus erreichbar ist, und mit 890 Metern nochmal ein ganzes Stück höher ist. Allerdings führt dieser Wasserfall nur in der Regenzeit Wasser. Den Rest des Jahres liegt er trocken. So wie im Moment.

 

 

Es gäbe in diesem ganzen Gebiet noch unendlich viele kleine Orte und Sehenswürdigkeiten zu entdecken, man könnte ewig hier herumgondeln. Aber irgendwann zog es mich doch weiter, das Wichtigste hab ich gesehen, der Plan für den Tag wäre weiter zu fahren zur Therme von Almendral, kurz vor Jaen.

Die Straße schlängelt sich erst durch eine tiefe Schlucht die der Fluss hier tief zwischen die Berge gegraben hat. Immer wieder muss ich Wartezeiten in Kauf nehmen, da entlang der Strecke durch die letzten Regenfälle einige Erdrutsche abgegangen sind. Der Lkw Verkehr nimmt ab Pedro Ruiz schlagartig zu, da diese Straße die wirtschaftliche Hauptschlagader dieser Region ist. Später öffnet sich das Tal sehr weit, von Westen strömt der mittlerweile sehr große Rio Maranon daher und vereinigt sich einige Kilometer unterhalb der Therme von Almendral mit dem Rio Utubamba, dem ich die letzten paar Hundert Kilometer gefolgt bin.

 

Ich biege ein in die Therme, und beschließe nach 2 Minuten, dass ich nicht hier bleibe. In einem kleinen Häuschen befinden sich 4 Räume, jeweils mit einem kleinen Becken lauwarmen Wassers, die Toilette gegenüber ist mitunter das Übelste was ich in Peru bisher gesehen habe, die Zufahrt ist so eng und ohne Wendemöglichkeit, das ich 300 m rückwärts zurückfahren, und 2 große Äste absägen muss. Ich stoppe kurz in Jaen um zum letzten Mal in Peru ein paar Liter Diesel zu tanken, gerade so viel, das es nach Vilcabamba in Ecuador reicht und setze meine Fahrt fort bis nach San Ignacio. Die Fahrt verläuft ansprechend durch ein Tal mit viel Reisanbau, in Terrassen, Nass-Reis, wie in Asien. Hier herrscht das ganze Jahr gleichbleibendes Klima, mehrere Ernten sind möglich, es geht laufend reihum. Einige Felder werden gerade geerntet, gegenüber der Straße gerade neu gepflanzt.

 

San Ignazio ist eine kleine nette 30000 Einwohnerstadt in den Bergen, nichts Besonderes, aber gut um sich zu versorgen. In I-Overlander finde ich ein Hotel, das anscheinend Campen erlaubt, mir aber nicht. Da es spät ist und ich keine Lust auf weitere Suche habe, nehme ich mir zum ersten Mal seit langem wieder mal ein Zimmer. 50 Soles mit Frühstück sind zumindest in überschaubarem Rahmen.

 

Durch Zufall entdecke ich ein Foto mit alten Wandmalereien. Ich frage und erfahre, dass dies die Pinturas Rupestres de Faical sind. Alte Wandmalereien die zwischen 5000 und 6000 Jahre alt sind. Insgesamt 1125 einzelne Zeichen und Motive sollen in den Felswänden nahe dem kleinen Dorf abgebildet sein. Na das will ich mir doch anschauen. In keinem meiner Reiseführer beschrieben, in keinem meiner Navi Apps ist die Straße dorthin eingezeichnet. Ich finde ein paar Fotos auf Google Earth, diese sind jedoch an komplett falscher Stelle markiert.

 

Ich frage mich durch und jemand kritzelt mir eine Skizze auf eine Serviette. Ich finde hin. Von der Hauptstraße weg sind es 13 schlechte Kilometer mit kleiner Bachdurchfahrt bis dorthin. Faical selbst in ein kleiner Ort mit kaum 10 Häusern an einem netten kleinen Teich. Idyllisch. 2 Kilometer oberhalb in einer Felswand finden sich dann die Zeichnungen in roter Farbe. Ich schaue mir das in Ruhe an, kein Eintritt zu bezahlen, vorerst bin ich alleine. Schließlich taucht eine Familie aus der Umgebung auf, die hier ihren freien Tag verbringt. Es ist schon wieder Wochenende. Sie haben selbstgemachten Traubenschnaps dabei, ich muss ein Paar mittrinken. Sie laden mich ein. Oberhalb des Parkplatzes hat ein kleiner Bauer ein paar Stühle und Tische unter einem Strohdach platziert, man kann etwas zu Trinken und ein paar Kekse kaufen. Die Männer spielen ein Spiel, dessen Namen ich wieder vergessen habe, es geht darum schwere große Metallmünzen aus 3,5 m Entfernung in ein Loch einer Lederbezogenen Holzkiste zu werfen, das kaum größer ist, als die Münzen. Sie spielen um Getränke oder um einen Sol pro versenkte Münze. Ich spiele auch ein paar Runden mit und verbringe den Nachmittag mit Ihnen. Nette Leute, so wie überall hier im Norden.

 

Irgendwann reiße ich mich los, ich will heute noch nach Namballe fahre, das liegt 4 Km vor der Grenze und dort erwartet mich meine letzte Nacht in Peru. Zuerst muss ich zurück nach San Ignacio, ein Toyota steht auf einmal vor mir mitten auf der Straße. Der Mann hat einen Reifenschaden, und der Wagenheber bereitet Probleme. Ich helfe Ihm mit meinem aus, er wechselt den Reifen, auf dem kein einziger Millimeter Profil mehr zu erkennen ist, freut sich über meine Hilfe und setzt seine Fahrt mit 7 Frauen und einigen Säcken Fracht langsam fort.

 

In den Bergen hinter San Ignacio beginnt der Kaffeeanbau, überall wurden in mühseliger Handarbeit Kaffeepflanzen in die steilen Hänge gesetzt, Urwald mit Machete und Feuer gerodet. Es ist Erntezeit, die Kaffeefrucht ist rot und reif. Überall auf der Straße sind Planen ausgelegt und flach Kaffeebohnen verteilt zum Trocknen. Teilweise ist nur mehr eine schmale Spur frei zum Fahren. Ich bleibe mehrmals stehen um mir das anzuschauen und um ein paar Fragen zu stellen. Ich entdecke auch eine Mühle, in der das Fruchtfleisch von den Kernen getrennt wird. Alles von Hand, alles mühsam. Teilweise reagieren die Menschen hier sehr scheu und zurückhaltend, schauen mich an, als wäre ich ein Außerirdischer, wenn ich stehenbleibe. Ein Mann erzählt mir dann doch ein bisschen was. Nach dem Abtrennen des Fruchtfleisches müssen die Bohnen getrocknet werden unter ständigem Wenden. Je nach Witterung dauert das zwischen 4 und 8 Tagen. In der Früh werden die Bohnen auf den Planen verteilt, während des Tages mehrmals gewendet und abends wieder in die Säcke gefüllt. Am nächsten Tag wiederholt sich das Ganze. Ca. 30 Prozent an Gewicht verliert die Bohne dabei. Da es ganzjährig hier zu Regen kommen kann, kann sich die Trocknung manchmal stark verzögern und das Risiko ist hoch, das die Bohnen zu schimmeln beginnen. Dann sind sie wertlos. Wenn sie trocken sind, fährt er sie nach San Ignazio und übergibt die Ware an einen Aufkäufer, der prüft die Qualität und der Bauer bekommt zwischen 3,50 und 5 Soles für einen Kilogramm getrocknete Kaffeebohnen. Das entspricht ca. einem bis 1,60 Euro. Um davon leben zu können, müssen sie viele Kilogramm Früchte von den steilen Berghängen herunter tragen. Wenn ich mir die Dörfer und Häuser hier so anschaue, habe ich das Gefühl, als wenn die Menschen hier ärmer sind als die Obst und Gemüsebauern weiter im Süden.

Spätnachmittags erreiche ich dann schließlich das Sol de la Frontera, eine kleine Hazienda, die einem Engländer gehört, der aber momentan nicht da ist, da keine Saison ist. Ich bin der einzige Gast. Nette Anlage, gepflegt. Ich verkoche meine restlichen Lebensmittel, da ich nicht weiß ob eine Einfuhr von frischen Lebensmitteln in Ecuador gestattet ist, Lieber Vorsicht, bevor sie es wegnehmen. Am nächsten Morgen brauche ich nur mehr 4 Kilometer fahren um in La Balsa die Grenzbrücke nach Ecuador zu überqueren. Im Endeffekt keine Fahrzeugkontrolle, keine Lebensmittelkontrolle. Der Grenzübergang ist klein, das Prozedere zeitraubend. Eine Stunde und 40 Minuten später stehe ich in Ecuador – neuer Abschnitt, neues Land.

 

 

 

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