Von den Termas Amarillo über Chaiten, den Nationalpark Pumalin nach Hornopiren, über Puerto Montt auf die Insel Chiloe und zurück nach Puerto Montt

 


chiloe auf einer größeren Karte anzeigen

 Die eingezeichnete Route auf dieser Karte beinhaltet auch den Abschnitt des vorhergegangenen Berichtes, in diesem Bericht geht es um den nördlichen Teil dieser Karte.

Aufgrund von Mängeln in Google Maps ist die Karte nicht vollständig, da Google Maps keine Fährverbindungen darstellt, darstellen kann.

 

Die Termas Amarillo war mal wieder so ein Ort zum Hängenbleiben. Eigentlich nur für einen Tag geplant, wurden daraus nochmal 4 mehr.

Da ja abends Toni und Gabi – die Luxemburger – ankamen, beschloss ich noch einen Tag dranzuhängen. Toni musste etwas reparieren, so starteten Gabi und ich ins heiße Wasser.

Mittags lernte dort ein nettes chilenisches Mädchen kennen, Rosia aus Valparaiso, und verbrachte den rest des Tages mit Ihr. Leider war das ihr letzter Tag ihres Urlaubes und sie musste am nächsten Morgen nach Chaiten, zum Bus. Ich fuhr sie hin, und traf in einem Wirtshaus, dem Don Quichote die Kajakfahrer aus Futalefeü wieder. Wir aßen zusammen Mittag und abends war ich zurück in der Terma Amarillo. Die Bamberger sind inzwischen auch eingetroffen, und so beschließen wir noch einen Tag zu bleiben.

Am 14. März brechen wir dann auf nach Chaiten, kaufen das Fährticket nach Hornopiren, das ist unbedingt nötig, auf der Fähre sind keine Tickets erwerbbar.

Danach kehren wir im Quichote ein, essen einen großen Teller Merluza ala Pobre, ein zarter weißer Meeres-Fisch, ala pobre heißt immer mit gebratenen Zwiebeln, Spiegelei und Pommes Frites als Beilage. Wir suchen uns danach einen Platz am Strand.

Von Chaiten nach Hornopiren führt der Weg durch den Pumalin-Park, dem größten privat initiierten Nationalpark in Chile. Gründer ist Touglas Tomkins, früher Besitzer der Bekleidungsfirmen Esprit und the North Face. Er verkaufte seine Anteile gewinnbringend und widmet sich seither der Natur.

Er versucht gemeinsam mit seiner Frau, die Gründerin der Modefirma Patagonia war, den Regenwald in Chile zu schützen und hat bisher über 450000 Ha Grund zusammengekauft. Er hat auch viele Widersacher hier, die ihm sein Naturschutz-Engagement nicht glauben. Dem Wald kann’s egal sein, solange er dadurch geschützt ist.

Nach 30 Km fahrt erreichen wir den Vulkan Chaiten, der hier bestiegen werden kann. 650 Höhen Meter später stand ich am Kraterrand. Im Krater hat sich nach dem verheerenden Ausbruch im Mai 2008 ein neuer Kegel gebildet, es dampft und raucht überall und stinkt nach Schwefel. Der weg führt durch abgestorbene Bäume, Asche, die nach und nach von kleinen Grünpflanzen, Farnen und Hortensien wieder erobert wird. Teilweise ist der Weg schlecht markiert, aber gut zu gehen. Bei schönem Wetter hat man einen weiten Blick über das Tal bis zur Küste links und zur Laguna Blanca rechts. Der Vulkanausbruch hat die Stadt Chaiten  und weite Teile der Landschaft mit pyroklastischen Strömen und Schlammlawinen zerstört, Chile wollte die Stadt aufgeben, hat aber nicht mit dem starken Willen der Bevölkerung gerechnet, von den 4000 früheren Bewohnern sind 1500 Menschen wieder zurückgekehrt und sie wollen die Stadt langsam aber sukzessive wieder aufbauen.

Der Vulkan hatte seinen letzten Ausbruch vor 9000 Jahren und galt als erloschen. Vulkanismus ist unberechenbar. Als ich am Kraterrand stand, begann es heftig zu regnen und ich war trotz Regen Kleidung nass bis auf die Haut. Es regnet sich ein und hört den ganzen Tag nicht mehr auf. Wir fahren zu einem Parkplatz, 12 Km vor der Fähre, hier gibt es einen nur 700 m langen Rundwanderweg, auf dem man die größten Alercen des Parkes besichtigen kann. Dieser große Baum wurde wegen seiner guten Bauholz-Qualität rücksichtslos geschlägert und ist mittlerweile geschützt. Die Bäume wachsen sehr gerade, werden über 65 m hoch und bekommen einen Stammdurchmesser von bis zu 4 Metern. Sie wachsen sehr langsam, etwa einen mm im Stammdurchmesser pro Jahr, die ältesten Exemplare hier im Park sind bis zu 3800 Jahre alt. Man mag es kaum glauben, wenn man sich die Menschheitsgeschichte der letzten 2000 Jahre anschaut, und dann sind diese Bäume beinahe doppelt so alt!

Kurz vor dem Parkplatz hatte ich noch eine kleine Schrecksekunde, als ich einem entgegenkommenden Lkw auf der vom Regen aufgeweichten Piste ausweichen musste, und dann der Straßenrand unter meinen Rädern wegsackte. Na ja, Toni war ja hinter mir, der zog mich dann mit einem kurzen Ruck wieder auf die Straße.

Am nächsten Morgen machte der Regen eine kurze Pause, die wir für unseren Spaziergang zu den Alercen nutzen. Hier ist sicher die beste Möglichkeit, eine große Anzahl dieser Bäume ohne großen Aufwand zu erreichen.

Anschließend fahren wir die 12 km zum Pier nach Caleta Gonalo und fahren auf die Fähre. Der erste Abschnitt dauert ca 40 Minuten, dann sind einige weitere km Piste  zu fahren, um dann die große Fähre nach Hornopiren zu nehmen. 4 Stunden Überfahrt, durch Fjorde und Känäle mit steilen dicht bewachsenen Hängen. Leider ist uns das Wetter nicht sehr gnädig und so können wir nur einige kurze Blicke auf die oberen Bereiche der Berge erhaschen.

Als wir in Hornopiren ankommen, ist es spät abends und es wird schon dunkel. Immer schlecht um einen guten Übernachtungsplatz zu finden. Wir finden trotzdem einen ruhigen Stellplatz einige km nach dem Hafen an einer Uferstraße. Am frühen morgen genossen wir einen Blick über das ruhig daliegende Wasser, Nebelbänke zogen vorbei, herrlich.

Der Tag entwickelte sich gut, die Sonne strahlte angenehm warm, als wir  über die Plaza des Ortes schlenderten. Ich ging kurz was einkaufen und als ich meine Einkäufe zum Wagen brachte, sprach mich ein älterer gutgelaunter Mann an. Wir unterhielten und etwas über meine Reise, dann lud er uns in den Mercado zum Essen ein. Er hatte Geburtstag. Vincente war heute 84 Jahre alt, unglaublich, wenn man ihn so ansah, schaute er locker wie 20 Jahre jünger aus.

Er arbeitete im Holzgeschäft, auch heute hatte er beruflich in der Forstverwaltung zu tun und hatte einen Traktorreifen zur Reparatur hinten auf seinem Pickup. Er lud uns in ein Fischlokal ein und bestellte für uns Weißwein, als Vorspeise Cazuela, ein Eintopf mit Muscheln, anschließend Fisch.

Nachmittags fuhren wir dann mit vollem Magen in die Termas Pichicola um etwas zu relaxen. Das Tor stand auf, kein Mensch war da, man musste einige 100dert Meter durch den Wald laufen, dann fanden wir einige Naturbecken, mit ca 40 Grad warmen Wasser. Wir gingen kurz ins Wasser und genossen die Ruhe. Auf dem Rückweg trafen wir dann Hendrik und Ali. Wir Campten in der Nähe der Terma, machten abends ein Lagerfeuer und grillten. Die Beiden erzählten uns, dass sie demnächst zu ihr nach Hause, nach Australien fliegen und dort heiraten werden.

Meine herzlichsten Glückwünsche an Euch!

Wir verbrachten den folgenden Tag nochmal in der Terma, diesmal kamen wir um den Eintritt nicht herum.

Der weitere Weg führte und dann die Küstenstraße entlang nach Hualaihue und Rolecha, kleine Ansiedlungen, Fischer und Muschelzüchter leben hier, manche sammeln Meerespflanzen und trocknen sie am Strand, sie werden zb. für die Seifenproduktion verwendet. Sie sind etwas eigenbrötlerisch, ruhig, manche wirken sehr distanziert, wenn man sich aber etwas mit ihnen unterhält, beginnen sie aufzutauen und es ergeben sich einige nette Einblicke,

Viele Geier leben hier, warten auf totes Meeresgetier, das die Fischer am Strand liegen lassen.

Wir finden einen netten Platz zum Übernachten bei Punta Nao, einer kleinen Nebenstraße. Dort treffen wir Jorge, einen Schiffsbauer. Das große Schiff das er gerade begonnen hat zu bauen, baut er ganz alleine, es ist für die Lachsindustrie, die hier stark im Aufschwung ist, und den Rückgang der Wildfisch-Fischerei kompensiert. Sein Gewerbe geht gut, erzählt er, seit 22 Jahre baue er schiffe.

Diese schiff, wenn es fertig ist wird 25 Tonnen wiegen, mit einem Mercedes Motor ausgestattet sein und fix fertig ca. 45000 Euro kosten. Er braucht ca. 8 Monate um es fertig zu stellen. Der Rumpf wird aus dem Holz einer Ulmen Art hergestellt, die Beplankung ist aus Eukalyptus.

Unser Stellplatz auf einer Landzunge ist genial, zu beiden Seiten wandert der Blick über das Wasser, manchmal spielen Seelöwen im Wasser, Tausende Möwen kreisen um die vorbeifahrenden Fischerboote, in der Hoffnung einige Fischabfälle zu ergattern. Ein Schäfer treibt einige Schafe vorbei, die ganz auf Tonis Hund fixiert sind.

Am Morgen gibt der tief gesunkene Wasserstand der Ebbe eine Landzunge zur gegenüberliegenden Insel frei, ich spaziere hinüber und sammle ein paar Muscheln. Der Tidenhub, also der Unterschied zwischen Ebbe und Flut beträgt hier bis zu 6 Meter.

Noch einmal ist nun eine Fähre zu benutzen auf dem Weg nach Puerto Montt, von Caleta Puelche nach La Arena. Die fahren pausenlos, keine Wartezeit.

In Puerto Montt treffen wir uns mit den Bambergern wieder, bleiben nur über Nacht, wir fahren weiter auf die Insel Chiloe.

Ich fahre voraus, entlang der Küste soweit es möglich war, bis Calbuco, einer aus 8000 Einwohnern bestehenden Fischerstadt, dann zurück zur Hauptstraße, die im Moment gerade zur Autobahn ausgebaut wird. Die Insel Chiloe soll über eine Brücke ans Festland angeschlossen werden. Die Planung und das Genehmigungsverfahren sind im Endstadium, Es wird eine 2,5 Km lange Hängebrücke gebaut. Eine Mrd. Investition. Es soll die längste Hängebrücke in Südamerika werden.

Auf der Insel Chiloe ist gleich rechts nach der Fährstation ein kleiner Ort, Chacao, dort bewundere ich erstmalig eine der chilotischen Kirchen. Es gibt hunderte auf der Insel, sie ist berühmt dafür. Die meisten Kirchen und Häuser sind hier aus Holz gebaut, und es gibt unzählige verschieden Arten und Formen der  Holzvertäfelung.

Die größte Stadt im Norden der Insel ist Ancud, dort treffe ich Gabi und Toni wieder. Wir bummeln durch die Innenstadt, essen ein paar Snacks, besichtigen den Markt mit allerlei Meeresgetier und Käse, dann fahre ich auf die nördliche Halbinsel, und besichtige den Leuchtturm, Faro Corona. Ein Marineoffizier, der hier mit seinen Kollegen für einen reibungslosen Ablauf sorgt, erklärt mir wie ein Leuchtturm funktioniert, die moderne Technik hat auch hier Einzug gehalten, früher gab es Gaslampen, die wurden dann durch Xenon ersetzt, heute kommt auch hier LED Technologie zum Einsatz. Leuchttürme sind militärisches Gebiet, deshalb darf ich hier nicht übernachten. Kein Problem, 2 km vorher ist ein breiter Strand am Pazifik, dort schlafe ich ein nach einem schönen Sonnenuntergang.

Am nächsten Morgen weckt mich die warme Sonne- wieder einmal richtiges Wetterglück, denn normal regnet es hier die meiste Zeit des Jahres.

Nicht weit weg steht ein altes fort auf den Felsen, die Spanier konnten hier die Meeresenge gut überwachen. Das Fort Ahui ist bei freiem Eintritt zu besichtigen, ich bin ganz alleine hier, viele Kanonen sind  rund um verteilt.

 

Weiter entlang des Pazifiks erreiche ich den Strand von Punihuil, von hier kann man Bootstouren zu vorgelagerten Inseln und entlang der Steilküste machen, Pinguine (waren momentan keine vorhanden) Seelöwen, Seeotter, Kormorane und andere Vögel beobachten.

Über schlechte Schotterpisten bergauf, bergab fahre  ich dann zurück auf die 5er, weiter nach Süden nach Cucao, an den Pazifik Strand. Der ist hier einige 100dert Meter breit, der südlichste Zugang zum Pazifik auf der Insel. Hier befinden sich ein Nationalpark und der See Huillinco, ich schlafe direkt am Ufer und lausche dem Rauschen der Wellen, die über die Dünen vom Strand herübertönen.

Über Dalcahue fahre ich dann mit der Fähre auf die kleine Insel Quinchao, besuche einige kleine Dörfer, einige Kirchen, die nur teilweise geöffnet sind. Teilweise suche ich Leute, die den Schlüssel haben, bin aber nicht immer erfolgreich. In Achao steht eine Kirche, die wurde nur mit Holzzapfen gebaut, kein Nagel, keine Schraube.

Ich kehre nach Dalcahue zurück, Sonntagmorgen, der städische Markt lädt ein. Hier wird allerhand brauchbares und unbrauchbares sowie Lebensmittel feilgeboten und sorgt für ein paar unterhaltsame Stunden. Ich lerne Barba Rossa kennen, der mit seinem Rot gefärbten Bart die Blicke auf sich zieht. Nach einem stärkenden Mittagessen fahre ich dann in die Hauptstadt Castro.

Castro ist die älteste Stadt und Hauptstadt der Insel, Wahrzeichen der Stadt ist die riesige gelb strahlende Kathedrale, das beeindruckendste Zeugnis der Holzarchitektur Chiloe´s.

Bekannt ist die Stadt auch wegen der Palafitos, das sind Stelzenhäuser und Pfahlbauten, entlang der Wasserfront. Bei Flut konnten die Häuser von den Stelzen genommen werden und an einen anderen Platz verschifft werden.

Es wird neben der Fischindustrie auch viel Landwirtschaft betrieben, durch den vielen Regen gedeihen Diverse Gemüse sehr gut hier, wie der chilotische Knoblauch, deren einzelne Zehen gigantische Ausmaße annehmen.

Ich fahre dann entlang der Ostküste wieder nach Norden zur Fähre. Schöne Orte waren Tenaun, Quviaci, bei Aucar gibt es eine kleine Insel, die durch einen Steg erreichbar ist, mit Blick auf Quemchi, genieße am Strand von Aucho den Anblick spielender und springender Delfine.

Auf einem Feld sitzen dutzende Geier und sonnen sich, nach einigen weitern Buchten und kleinen Orten ist die Fähre erreicht, es geht zurück ans Festland, nach Puerto Montt.

Die Straße nach Puerto Montt führt entlang mindestens 10 km vor der Stadt vorbei an Häfen und Industrie, bis man St Angelmo erreicht, einen Stadtteil von Puerto Montt, früher wurden im Hafen hauptsächlich Holzchips verladen, die nach Japan in die Papierindustrie verschifft wurden, heute quillt der Hafen über mit Säcken von Fischfutter für die Lachszucht-Industrie.

In St. Angelmo sind der Fischereihafen und der Fischereimarkt. Hier findet man alles was im Ozean und entlang der Küste so gedeiht. Bekanntes und Unbekanntes, Fische, Muscheln, Königskrabben, Algen, Seeigel und anderes. Dazu eine Reihe von kleinen Restaurants, in denen man wirklich lecker essen kann, zb. das regionale Nationalgericht Curanto, ein Eintopf aus Muscheln, Kartoffeln, geselchtem Schweinebauch und Wurst, dazu wird der Sud in einer Tasse gereicht. Krabbencocktails und Ceviche, in Zitronensaft eingelegter roher Fisch runden das Angebot ab.

Ein Rundgang durch die Stadt führt mich durch geschäftige Straßen, Freizeitanlagen für Jugendliche, Grafiti-Sprayern, die hier ganz offiziell Hauswände besprühen.

Abends besuche ich dann Mauricio und Vivian, die etwas außerhalb von Puerto Montt leben. Mauricio ist der Sohn von Sergio, meinem Landrover-Freund aus Punta Arenas.

Wir haben damals den Visco-Lüfter hierher geschickt, damit ich nicht warten brauche. Die beiden laden mich zum Abendessen und zum Übernachten ein. Leider habe ich nur ein Bild von Mauricio alleine, das seine Frau früh zur Arbeit musste und schon weg war, als ich aufgestanden bin.

Sie wohnen in einem netten Reihenhaus, die hier überall gebaut werden, 100m2 Wohnfläche, das Grundstück ca. 230 m2. Das Ganze kostet ca. 50000 Euro, für uns günstig, für Chilenen nur leistbar, wenn sie beide arbeiten und gute Jobs haben. Und nochmal soviel wie sie im Monat für das Haus bezahlen, brauchen sie für andere Dinge, der Arzt kostet, der Kindergarten, etc., etc….

Von Puerto Montt geht’s jetzt dann ins Seengebiet und ich  bin zu einem Landrover-Meeting eingeladen. Weiter im nächsten Bericht.

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