Peru Central - Lima

 

 

 

Eigene Erfahrungen:

Lima ist eine tolle Stadt, Sie hat ein schlechtes Image, ein bisschen zu Unrecht, wie ich denke. Miraflores und San Isidro, die modernen Stadtteile sind im großen und ganzen einigermaßen sicher, viel Videoüberwachung. Es gibt zahlreiche interessante Locations zu besichtigen und ist kulinarisches Herz Südamerikas. Man kann durchaus mehr als die üblichen 2 -3 Tage hier verbringen. Das einzig Negative, über das ich berichten kann, ist das unsägliche Verkehrschaos, speziell wenn man in die Stadt will, bzw. die Stadt verlassen will. In Miraflores dagegen ist der Verkehr tranquillo.

 

Probleme:

außer dem Verkehr keine gröberen.

 

Reiseroute:

 Lima Miraflores - Lima San Isidro - Costanera - Callao - Lima Miraflores - Lomos de Lachay - Caral

 

 

Reisezeitraum:

 16. April bis 9 Mai

 

Reisebericht:

 

 

Ahh…3 Wochen Lima! Das wird bei vielen Reisenden eher Grauen als Freude hervorrufen. War bei mir am Beginn die gleiche Reaktion, als ich im Nikon Service Center gestanden bin und die Antwort des Technikers war „ Ja wenn alles gut geht, und wir die Ersatzteile haben, dann können sie in frühestens 3 Wochen mit der Rückgabe der Kamera rechnen. Wir werden sie per Email informieren.“

 

Scheiße! War die erste Reaktion. Und trotz der Erzählung einer Geschichte mit meinem vorgelegten gefälschten Journalistenausweis das ich die Kamera schnell brauche, konnte ich keine Zeit rausschinden. Da blieb nur Abwarten. Das Nikon Service Center war der Hauptgrund für diesen Limabesuch, ich war ja schon 2 Mal da und kenne die Plaza und das alte Zentrum schon. Ohne das Nikon Problem wäre ich in den Bergen geblieben und hätte die Stadt am liebsten nicht mehr besucht. Aber es sollte wieder mal ganz anders kommen und bis dato wusste ich noch nicht, was Lima denn sonst so alles zu bieten hat. Eine ganze Menge, wie ich im Laufe der Zeit herausfinden sollte.

 

Im Endeffekt verging die Zeit wie im Flug, die Tage waren voller Aktivität.

 

Lima hat kulinarisch einiges zu bieten, sie wird auch als kulinarische Hauptstadt Südamerikas bezeichnet, dem kann ich mich nur anschließen. Eine schier unerschöpfliche Auswahl an Restaurants, vor Ware überquellende Märkte, mit Lebensmitteln, die ich mein Leben noch nie gesehen hatte, Lebensräume vom Meer bis hinauf in die Berge bieten eine grandiose Vielfalt und die Basis für gute Küche.

 

Als ich mit meinen Eltern vor einem halben Jahr hier in der Stadt war, haben wir Perus Vorzeigekoch Gaston Acurio’s Restaurant Astrid y Gaston besucht. Es war geschmacklich eine Sensation, auch meine Eltern waren begeistert. So ganz anders als die vertrauten heimischen Geschmäcker.

 

Es gibt noch ein 2. Restaurant in Lima, das in der World‘s 50 Best Restaurants Liste steht, das Restaurant Central von Virgilio Martínez Véliz. Er hat vorher unter anderem bei Gaston Acurio gearbeitet und sich mit seiner Frau vor ein paar Jahren selbstständig gemacht. Mittlerweile ist dieses Restaurant höher bewertet als Astrid y Gaston. Das machte neugierig.

 

Es liegt in Miraflores, ist ein wenig schwer zu finden, da außen keinerlei Schild oder Werbung angebracht ist. Das Lokal liegt in einer Wohngegend und soll somit keine Genehmigung haben. Der Bürgermeister ließ trotz des Erfolges keine Gnade walten und schloss das Restaurant mit Gewalt. Veliz ging dagegen gerichtlich vor und konnte vorerst wiedereröffnen bis das Urteil gefällt wird. Wegen dieser Schwebe gibt’s vermutlich kein Schild.

 

Aber gut, trotzdem hingefunden. Nicht groß, modern eingerichtet, durch eine Glaswand toller Blick in die Küche, wo über 20 Mitarbeiter brutzeln und werken. Ich bekam einen Tisch gleich an dieser Glaswand und konnte die Zubereitung meines Menüs live mitverfolgen. Das Menü war angelegt in verschiedenen Höhenstufen, verschiedener Zonen unterschiedlicher Meereshöhe. Das Spektrum der Speisen umfasste das Meer von einigen Metern unter der Meereshöhe bis ins Gebirge auf 4000 m. In jeder dieser Regionen gibt es unterschiedliche Produkte und Zubereitungsarten.

 

Sie sind mit den Weinen sehr international, die Weinbegleitung beinhaltete sogar einen österreichischen Wein. Toll. Die Menükarte folgt am Ende der Bilder. Es dauerte einige Stunden, um die 17 Gerichte oder besser Geschmacksexplosionen zu verkosten und zu genießen. Ein Traum. Ich durfte auch die Küche besuchen. Einzig die etwas kühle Stimmung der Service Crew trübte den Besuch ein bisschen. Am Ende des Dinners beschloss ich, Astrid y Gaston nochmal einen Besuch abzustatten, ich wollte einen direkten Vergleich. In der World‘s 50 Best Liste liegt das Central 3 Plätze vor dem A & G. In meiner Erinnerung an den Besuch mit meinen Eltern würde ich aber A & G vorher reihen. Das will überprüft werden. Noch am selben Tag reservierte ich dort einen Tisch.

 

 

Die folgenden Tage standen ein bisschen Sightseeing in Miraflores und San Isidro, den beiden sagen wir bessergestellten Stadtteilen von Lima auf meinem Programm. In der momentanen Jahreszeit herrscht der Küstennebel vor und einen Großteil der Tage verschwindet alles hinter einem dichten Nebelvorhang. Ich hatte aber Glück und auch einige wirklich wunderschöne Sonnentage. Diese nutze ich für meine Spaziergänge entlang der Steilküste. Ein Park reiht sich an den nächsten, mit Skulpturen geschmückt, laden sie zum Relaxen ein. Die Sonnenuntergänge werden meist am Parque de Amor verbracht, dem Liebespark. Hier treffen sich all die jungen Pärchen um Arm in Arm unter der riesigen Statue der beiden Liebenden ihre Zärtlichkeiten auszutauschen. In den Straßen parken unzählige alte Autos, in gutem sowie weniger gutem Zustand. Kaffees laden zum Verweilen ein, Einkaufszentren zum Shoppen, sehen und gesehen werden ist auch für die Peruaner wichtig.

 

 

Im Hostal wurde es auch nie langweilig, andere Reisende mit Fahrzeug gaben sich die Klinke in die Hand, eine französische Familie mit altem VW Bulli reisteRichtung Süden, die südafrikanischen Motorradfahrer Meg und Methew sind in Begleitung des Schweizers Martin auf dem Weg nach Norden, Erdem aus der Türkei und Sarah aus Österreich reisen Richtung Brasilien, Jeff aus den USA hat sich eine Freundin in Equador angelacht und hat außerdem seinen riesigen 74 Kg schweren Hund Barley im Wohnmobil verstaut.

 

Die beiden Deutschen Lars und Jan sind mit einem VW Bus unterwegs, 2 Kajaks dabei, sie wollen damit den Lago Tititaka umfahren. Ein Paddelprojekt von 5 Wochen. Die Beiden müssen aber hier erst mal einen kleinen Schreck verdauen, und Lars eine mit 6 Stichen genähte Platzwunde an der Stirn pflegen, denn sie wurden 100 Km nördlich von Lima auf der Fahrt zu einem Surfstrand von 2 maskierten Männern mit Pumpgun und Pistole überfallen. In letzter Minute konnten sie den beiden hinterherschießenden Männern entkommen. Dabei ging auch eine Autoscheibe zu Bruch. Meine Freunde Stefan und Petra wurden im Norden Perus auch beklaut, Sie konnten sich aber einen Teil der Ware und die KFZ-Dokumente und Pässe glücklicherweise zurückkaufen. Das bringt uns wieder erhöhte Aufmerksamkeit zurück ins Gedächtnis.

 

Bei Asado, Bier und netten Abenden gelingt es jedenfalls sehr schnell, diese negativen Gedanken wieder zu verdrängen. Man muss das Leben genießen. Das geht in Lima echt gut. Gleich neben dem Hostal bietet eine Bäckerei leckeres Brot an, es gibt Schwarzbrot und echte Brezen. Im erstklassig sortierten Vivanda Supermarkt 3 Blocks weiter gibt es alles was gut und teuer ist, von Schweizer Käse bis knackige Frankfurter Würstel und deutschen Essiggurkerl.

 

Auch viele andere Gäste sah ich im Hostal kommen und gehen. Manchmal nicht ganz so rücksichtsvolle und sehr laute Gäste. zb. aus Israel. Die feiern oft das Ende ihres Militärdienstes lautstark mit Joint und lauter Musik ohne Rücksicht auf Andere. Einmal mussten wir um 4 Uhr früh aufstehen und uns lautstark beschweren, da keine Nachtruhe einkehren wollte. Es eskalierte soweit, dass wir fast die Polizei rufen mussten. Das Hostal-Personal sah tatenlos zu. Diese Nacht war zum Haare raufen.

 

Ich traf aber auch weitere nette und angenehme Zeitgenossen unter anderem 2 nette Herren aus Österreich. Österreicher hab ich generell in Peru so viele getroffen wie sonst nirgends in Südamerika. Ob das wohl an den schönen Bergen liegt?

 

Ebenfalls aus Österreich stammt Silvia. Steindl Franz, ein österreichischer Reisender, den ich vor ein paar Jahren bei der Jubiläumsfeier beim Offroad Hesch in Steyr getroffen hatte und mit dem ich nach wie vor in Kontakt bin, schickte mir ihre Email Adresse. Da sie beim Auswärtigen Amt beschäftigt ist, kennt sich auch meinen Freund Rudi in Santiago de Chile, da der früher ebenfalls für diese Firma gearbeitet hat. Das sagt mir wieder einmal wie klein die Welt ist. Silvia lädt mich ein in ihre Wohnung, treffe dort auch auf ihren Mann, der ist Offizier der peruanischen Luftwaffe. Interessanter Abend.

 

Inzwischen trifft auch eine Nachricht von Nikon ein, die Kamera kann soweit repariert und gereinigt werden, das Objektiv nicht. Das müssten sie in die USA schicken und das würde 2 Monate dauern. DA passt was mit dem Linsen nicht, meine Linse hat so was wie eine Sehschwäche, bringt nur mehr 80 % der Schärfe Leistung. Bräuchte praktisch eine Brille. So lange geht aber wirklich nicht und als einzige Lösung bleibt, ein neues Objektiv zu kaufen. Leider ist meines in Lima nicht verfügbar und Alternativen sind rar. Tagelang suche ich Kamerageschäfte und vergleiche Preise. Es ist ernüchternd. Im Ende bleibt nur der Nikon Store und ich muss tief in die Tasche greifen. Sie bieten mir zumindest an, wenn ich ihnen das alte Objektiv überlasse und bar bezahle, bekomme ich 15 % Rabatt. Am Ende bin ich aber stolzer Besitzer eines neuen 17-55 2.8 Nikkor Objektiv. Aus Metall, mit guter Lichtstärke, ein knackscharfes Traumobjektiv.

 

 

Auch der Tag meiner Reservierung im Astrid y Gaston war gekommen. Reservierung mittags, das große Degustationsmenü, incl. Amuse Bouche und Desserts umfasst es unglaubliche 23 Gaumenfreuden. Davon bestelle ich 5 nach, da sie so unglaublich lecker sind (wurde auf der Rechnung nicht extra verrechnet! Das nenne ich Kundenservice).

 

Ich war zu früh dran und durfte ein Weilchen an der Bar verbringen. Dort hatte ich eine nette Unterhaltung mit dem Barkeeper, der mir ein paar Details zu peruanischen Cocktails erklärte.

 

Nach einer Weile nahm mich einer der Ober in Empfang und geleitete mich auf die Terrasse, wo die ersten kleinen Fingerfoodhappen serviert wurden. Nach den ersten 4 Gängen stand der Besuch der Küche auf dem Programm, mit einem kleinen Wortwechsel mit David Munoz, dem Küchenchef. Das Lokal war mir bereits vertraut, ich fühlte mich auf Anhieb wohl. Auch einige der Kellner, darunter jener, der für meinen Tisch eingeteilt war erkannten mich sofort wieder, fragten gleich nach meinen Eltern. Gute Erinnerungsgabe, und das stärkt den Wühlfühlfaktor. Immer Zeit für ein paar kleinere Wortwechsel zwischen den Gängen gaben ein Gefühl von Daheim zu sein, warme Atmosphäre. Direkt schade, dass mich meine Reise weiter führt und ich wahrscheinlich nicht mehr oder zumindest für lange Zeit nicht mehr hier zu Gast sein darf. Ein – für mich – jedenfalls viel angenehmeres Feeling als im Central.

 

Auch im Astrid y Gaston werden nach den Regionen und Meereshöhen zusammengestellte Gerichte kreiert. Die Anrichteweise ist meiner Meinung schöner und variantenreicher als im Central. Ihr könnt euch im Vergleichen der Fotos ein Bild davon machen. Das Menü hatte eine komplett andere Zusammenstellung als vor ein paar Monaten und sehr harmonisch.

 

Zu einem Gang gibt’s zur Auflockerung eine kleine Koch Show, mit Zubereitung vor dem Gast. Es war ein Kartoffelgericht, das in Lehm, Stroh und Kräutern gegart, vor dem Gast geöffnet wurde. Die Kartoffeln gewürzt, Aji (orange mittelscharfe Paprika) mit Bergkäse, Öl, Kräutern und Gewürzen zu einer leckeren Creme verarbeitet und anschließend zusammen serviert. Grandios. Peru ist das Herkunftsland der Kartoffel, es gibt tausende verschiedene Arten mit total unterschiedlichen Farben und Geschmäckern, teilweise mit so intensivem Geschmack, den ich daheim nie erfahren hatte.

 

In den Bildern auch hier wieder die Speisekarte.

 

Das Restaurant befindet sich in einer alten Hacienda, dem Casa Moreya. Stil- und geschmackvoll eingerichtet. In meinem Leben konnte ich schon viele Top Restaurants besuchen, im Resümee ist für mich das Astrid y Gaston das beste Restaurant in dem ich bisher speisen durfte. Gefolgt von unserem Besten Österreichs, dem Steirereck.

 

 

Nach einem guten Essen, was gibt es da schöneres als einen kleinen Verdauungsspaziergang. Das Mittagessen endete am späten Nachmittag, es war kurz vor Einsetzen der Dämmerung. Perfekte Zeit für den Parque de las Luzes. Dem Park des Lichts. 13 verschiedene Springbrunnen und Wasserspiele, teilweise mit Laserillumination begeistern und lassen uns staunen. Einmal eine etwas andere Sehenswürdigkeit.

 

 

Lima liegt an einer Steilküste, vom Meer her weht ständig eine Brise. Jeden Tag am Nachmittag verwandelt sich der Küstenbereich von Miraflores zum Paradies für Paraglider. Die Winde werden an der Steilküste nach oben gedrückt und bieten den perfekten Aufwind. Teilweise sind ein Dutzend Paraglider in der Luft. Die Einheimischen bieten Tandemflüge an und im Startbereich herrscht eine rege Betriebsamkeit. Starts und Landungen im Minutentakt.

 

 

An den Wochenenden habe ich meist Zeit in den Parks entlang der Küste verbracht. Miraflores ist in dieser Hinsicht gut organisiert. Das Leben pulsiert an den Wochenenden, Spaziergänger flanieren auf und Ab, Eisverkäufer preisen lautstark ihre leckere süße Abkühlung an, Sportler nutzen die großzügigen Anlagen für Jogging und Fahrradfahren und mehr.

 

Capoeira – ein brasilianischer Kampfsport-Tanz ist auch hier sehr beliebt, Zahlreiche Mitglieder trainieren es hier. Exakt kontrollierte Bewegungen, Körperspannung und rhythmische fast ekstatische Musik gespielt auf einem Berimbau begleitet das Schauspiel. Die Mitglieder des Clubs stehen im Kreis, der sogenannten Roda, singen zum Rhythmus der Musik alte Sklavenlieder. Innerhalb dieses Kreises finden die Kampf-Tänze statt.

 

Exzellente Körperbeherrschung und Gleichgewichtssinn erfordert das Slacklining. In ganz Südamerika populär gibt es auch in Lima genügend Anhänger. In dem Park sind ein halbes Dutzend Slackline-Gurte von Baum zu Baum gespannt, in verschiedenen Höhen und Längen. Vom Anfänger bis zum Profi ist alles vertreten. Kinder und Beginner werden von erfahrenen Slacklinern betreut und geschult. Auch viele Touristen sind hier anzutreffen.

 

 

Auch historisch gibt’s gleich ums Eck was zu sehen. Das alte Zentrum hatte ich bei meinen früheren Besuchen schon zur Genüge besichtigt, Damals wusste ich auch noch nicht, was Lima sonst zu bieten hat.

 

Ein archäologisches Highlight ist zweifelsohne die Huaca Pucllana.

 

Ca. 500 nach Christus von der alten Lima-Kultur aus Millionen von Lehmziegeln erbaut, erstreckt sich die ganze Anlage auf ca. 4,5 Hektar. Diese Pyramide war Dreh und Angelpunkt einer alten Frühkultur, und Beispiel für die alte architektonische Genialität.

 

Sie war Treffpunkt für rituelle und politische Aktivitäten. Die Ziegel wurden aus einer Mischung aus Sand, Lehm und Wasser hergestellt , getrocknet und längs, quer und Hochkant verbaut. Die Ziegel wurden nur oben mit Lehm bedeckt, darauf die nächste Reihe gesetzt, die vertikalen Zwischenräume blieben hohl. Dies gab der Konstruktion eine gewisse Flexibilität und Bewegungsfreiheit. Dadurch überstand die Pyramide auch großen Erdbeben.

 

500 m lang, 120 m breit und 22 m hoch. Im Laufe der Zeit erodierte die Pyramide zu einem Lehmhügel, starke Regenfälle und El Nino Phänomene setzten dem Bauwerk im Laufe der Jahrhunderte gnadenlos zu. Seit 20 Jahren wird sie nun ausgegraben und perfekt restauriert. 60 % der Pyramide sind bisher freigelegt, 10 weitere Jahre wird der Rest dauern. Im Norden von Peru will ich später noch mehrere andere dieser Frühkultur Pyramiden besuchen. Jeweils erstellt von verschiedenen Kulturen zu verschiedenen Zeiten. Aber in einem solch guten, restaurierten Zustand befindet sich keine der Anderen.

 

Auch Gräber wurden hier gefunden und freigelegt.

 

 

Mittlerweile ist auch Markus in Lima zurück. Markus ist ein Freund von mir, mit dem ich einige Reiseabschnitte in Patagonien zurückgelegt habe. Er lebt schon seit Jahren in Südamerika, ist mit Liz, einer Peruanerin verheiratet. Momentan leben sie in Lima bei ihrer Mutter. Er war aber einige Zeit in Norden Perus unterwegs.

 

Ich freute mich sehr ihn zu sehen, es gab viel zu erzählen. Wir trafen uns in der Cebicheria El Mar, einem der besten Cebiche Restaurants Limas. Cebiche oder Ceviche ist eine peruanische Spezialität aus rohem Fisch, der mit Zitronensaft mariniert, mit Knoblauch, Zwiebel und Gewürzen abgeschmeckt serviert wird. Oft wird Mais dazu gereicht. Man kann es aber mit verschiedensten Zutaten zubereiten. Dies wird in diesem Lokal zur Perfektion getrieben und viele verschiedene Varianten angeboten. Eines war besser als das andere. Hier ist es immer frisch, wenn man nicht rechtzeitig da ist, muss man bis zu einer Stunde Wartezeit auf einen Tisch in Kauf nehmen. Anschließend nahm Markus mich mit zum Einkaufen in die Avenida Gamarra. Das ist eine rustikale Einkaufsstraße hauptsächlich für Kleidung. Originale und Fälschungen, hier gibt es alles, zu günstigen Preisen. Etwas Rustikal und nicht ganz sicher. Deshalb blieb der Fotoapparat hier zuhause. Calle Augustin Gamarra, südlich ist ein bewachter Parkplatz -12.071235S -77.012694W

 

 

 

Die Tage bekam ich noch eine weitere erfreuliche Nachricht, Erik, mein Landrover-Freund aus Santiago de Chile hatte beruflich für den Konzern, für den er arbeitet, in Lima zu tun und lud mich zum Abendessen ein. Cool. Das freute mich besonders, den alten Landrover Haudegen nochmal wieder zu sehen. Es gab viel zu fachsimpeln und er erzählte mir freudestrahlend, dass er einen neuen Defender bestellt hatte. So wie es aussieht bekommt er im Oktober den letzten Landrover Defender, der nach Südamerika verkauft wird. (Der Landrover Defender wird, nachdem er die neuen Sicherheits-Richtlinien nicht mehr erfüllen kann, nach langen 68 Produktionsjahren Ende 2015 endgültig eingestellt). Erik besitzt dann einen der ersten Landys aus dem Jahre 1951, einen der letzten gebauten und weitere 4 Modelle aus den Generationen dazwischen. Und so wie ich ihn kenne, wird das nicht der Letzte sein, bis er von jeder Serie einen hat.  Geschichte Landrover Defender

 

Wir trafen uns im EDO Sushi, das in Lima auch sehr populär ist. Geschmacklich ebenfalls ein Traum waren die verschiedenen Variationen von rohem Sashimi bis zu den Nigris und zahlreichen gefüllten Maki-Variationen. Für mich eines der Highlights waren die knusprigen Teig Blätter, die belegt waren mit gebratenen Shrimps in einer ganz eigenen rauchigen leicht scharfen Sauce. Zum Hinknien.

 

Da das Restaurant nur 2 Blocks von meinem Hostal entfernt war, war ich noch 2 weitere Male zu Gast.

 

 

Markus holte mich noch öfters zu einem Ausflug ab. Entlang der Küste, dann hinüber nach Callao, der alten Hafenstadt, die mittlerweile ein Stadtteil von Lima geworden ist.

 

Auf der Halbinsel die hier steil ins Meer ragt befinden sich ein paar Aussichtsplätze und der Hafen, von dessen Rückseite Bootsausflüge zur Isla Palmitos gebucht werden können.

 

Auf der Halbinsel befindet sich auch ein altes Fort, die Fortaleza Real Felipe Callao, das besichtigt werden kann. Hinter den 20 Meter dicken Mauern befindet sich heute ein Militärstützpunkt.

 

Ein kleines Museum kann besichtigt werden, einer der Wehrtürme, das im inneren wie en Labyrinth angelegt wurde und ein Gefängnis beherbergt hatte, in dem die Gefangen zu unmenschlichen Bedingungen in ganz schmalen, langen Zellen gehalten wurde. Diese wurden so mit Gefangenen vollgestopft, dass diese nur stehen konnten, so eng, das sie nicht umfallen konnten. Einmal die Woche gab es was zu Essen und zu Trinken. Absolute Dunkelheit. Hier wird von Fällen von Kannibalismus berichtet.

 

Von Oben hat man einen guten Rundumblick. Das war ein exzellenter Pausenfüller, bis unser Boot zu Mittag ablegte.

 

Ecocruceros heißt das Unternehmen, mit dem wir von La Puntas hinausfahren zur Isla Palomitas, die die größte Seelöwenkolonie von Peru beherbergt. An die 7000 Seelöwen liegen auf der Insel herum. Dazu gibt es Pinguine, Albatrosse und Pelikane zu sehen.

 

Der Clou ist aber, man kann hier mit den Seelöwen schwimmen gehen. Aber erst mal geht es hinaus, vorbei am Jachthafen mit tollen Katamaranen, Segelbooten und auch etwas pflegebedürftigen Schiffen (so wie unseres) vorbei an der Isla San Lorzeno. Sie ist mit 8 mal 2 Km Größe die größte Insel von Peru. Sie wurden nie besiedelt, da es kein Süßwasser auf der Insel gibt. Während der Kolonialzeit diente die Insel als Piratenstützpunkt, von wo aus Schiffe, die nach Callao fuhren, überfallen wurde. In den 90er Jahren diente ein peruanischer Militärstützpunkt der Insel als Hochsicherheitsgefängis für Mitglieder des Leuchtenden Pfades.

 

Es gab eine große Meuterei, die Häftlinge übernahmen die Haftanstalt und Peru hatte keine Möglichkeit sie zurückzuerobern. Zum bitteren Ende wurde das Gefängnis von Militärjets bombardiert. Die Ruinen sind beim Vorbeifahren gut zu sehen.

 

Nach knapp 2 Stunden Fahrzeit erreichen wir die Seelöwenkolonie. Wir hören das Gebrüll von den tausenden Tieren schon von weitem. Unglaublich, welche Lautstärke sie entwickeln. Dazu weht ein, hmmm – sehr leckerer Duft entgegen. Die Viecher stinken ganz schön. Vor Ort bekommen wir einen Neoprenanzug und dürfen ca. eine halbe Stunde ins Wasser springen und mit den Seelöwen schwimmen. Ganz nah an die Insel schwimmen wir heran, meist mit den Füßen voraus, das signalisiert ihnen keine Gefahr. Die Seelöwen schwimmen heran, beäugen uns neugierig und umkreisen uns. Schlagen Saltos, tollen herum, registrieren unsere Gerüche indem sie an den Füßen lecken. Sie sind neugierig und nicht scheu, ein geniales Erlebnis, das man in freier Wildbahn nicht sehr oft erleben wird können. Das war Tiertechnisch eines meiner absoluten Highlights seit ich auf Reisen gehe.

 

Auf dem Rückweg muss Markus noch was einkaufen und zeigt mir einen großen Markt, das Centro Comercial Minka. Sehr sauber, empfehlenswert. Beherbergt auch Restaurants, Banken etc.. -12.048748S -77.107363W

 

 

So und schwup waren die 3 Wochen um, die Kamera repariert und ein neues Objektiv gekauft. In Lima ist es überhaupt kein Problem sich ein paar Wochen aufzuhalten. Mir ist nicht langweilig geworden, die Zeit verging wie im Fluge, aber es war die Zeit für den Abschied gekommen. Irgendwann musste ich weiter, auch in Gedanken, dass die 90 Tage laufen, bevor ich Peru verlassen muss. Für die Cordillera Blanca – mein nächstes Ziel ist noch Zeit, aber dann muss ich raus. Ausreisen und gleich darauf nochmal Einreisen für die Weiterreise durch den Norden Perus, nach Cajamarca, damit hab ich mich schon abgefunden. 500 km rauf und 500 km wieder runter. Schade das man in Peru die Aufenthaltsgenehmigung für das Fahrzeug nicht verlängern kann. Hilft nicht.In Equador kann ich zumindest für 25 Cent den Liter günstig volltanken für die Rückfahrt. Jetzt heißt es aber erst mal, den Moloch Lima zu verlassen, das Verkehrschaos der 11 Millionen Stadt hinter sich zu lassen. Noch ein allerletztes Mal Brezen zum Frühstück und hinein in das Getümmel. Und das zieht sich. 3 Stunden brauch ich, bis ich die Stadtgrenzen erreicht habe, meine Konzentration ist nochmal auf das Äußerste gefordert.

 

Glücklicherweise bieten sich die Lomos de Lachay, ein kleines Naturschutzgebiet an der Panamericana, an, als gute Übernachtungslocation. Eine weitere Fahrstunde entfernt.

 

Im Bereich von 300 bis 700 Metern Seehöhe gelegen, mit Kakteen, vielen Vögeln und einigen Bäumen, liegt es wie eine Oase in der trockenen Wüste. Von Juli bis September, wenn das Wasser der Küstennebel hier ab kondensiert, verwandelt sich diese trockene Steppe in einen grünen Wiesenteppich, gesprenkelt von unzähligen blühenden Blumen, die Vögel schwirren umher und sind aktiv, momentan dominiert leider die Farbe braun, es ist trocken und das einzige was umherschwirrt sind tausende von Fliegen. Die sind anscheinend ein Übel der in der umliegenden Wüste stehenden Schweineställe. Binnen Minuten sitzen und schwirren ca. 500 Fliegen in meinem Landy. Oh Schweiße. Das wird eine ungute Nacht. Mir gelingt es die meisten von ihnen hinauszuwedeln. Die Nacht muss ich dennoch mit mindestens 100 bis 150 von den Artgenossen teilen. Zum Glück schlafen sie auch und geben Ruhe.

 

 

In Caral entfernen sich dann endgültig die letzten Fliegen und ich beginne meine Wanderung durch das riesige Areal.

 

Caral ist die älteste bekannte Stadtsiedlung des amerikanischen Kontinentes. Unesco Welterbe. Caral wurde von einer alten Kultur ca. 3000 bis 1800 vor Christus erbaut. Es besteht aus einer Oberstadt, Unterstadt, 6 Pyramiden, 2 Amphitheater und einer Wohnsiedlung. Sie konnten das Tal mit Wasserkanälen urbar machen, das Gebiet ist Wüste. Obwohl das Meer 30 Km weg ist, wurden Fischgräten und Fischerei Utensilien gefunden. Die Anlage wird restauriert, dahin ist es aber noch ein weiter Weg. Auch die ersten Keramiken entstanden hier. Zeitlich liegt die Kultur von Caral gleich den Zentren der damaligen menschlichen Zivilisationen in Mesopotamien, Ägypten und Indien. Sie konnte aber nicht den gleichen Stellenwert dieser Hochkulturen erreichen.

 

Die Anlage erstreckt sich über 60 Hektar, befestigte Wehranlagen und Waffen wurden hier nicht gefunden. Das ganze Tal ist von Bewässerungsanlagen durchzogen, heute werden in dem Tal Maracujas, Mais, Zuckerrohr, Kürbis, Bohnen und andere Früchte angebaut. Die Anlage war nicht dicht besiedelt, ca. 1000 Menschen sollen hier gelebt haben. Es wurden wenig sterbliche Überreste gefunden, ein Friedhof bisher gar nicht. Die Kultur gibt heute noch viele Rätsel auf, Gründe für den Untergang sind unbekannt.

 

Auf dem langen, trockenen Rundgang lerne ich Andreas kennen, einem peruanischen Lehrer, der mit seiner Frau einen weiten Weg aus dem Süden auf sich genommen hat, um einmal diese Anlage zu sehen. Einige Km hinter der Anlage biege ich dann ab, Richtung Huaraz. Kurs auf die Berge voraus.

 

 

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