Brasilien 2017, Küste Nordbrasiliens (Sao Luis bis Natal)

 

 

Probleme:

Seilwindeneinsatz in den Dünen, die ausgeschlagenen Hinterachslager und die defekten Stoßdämpfer fahren sich nicht mehr gut.

 

Eigene Erfahrungen:

Sehr freundliche Menschen. Leichte Sicherheitsbedenken in Sao Luis, es ist gut vorsichtig an den Stränden zu fahren und die Gezeiten mittels App zu ermitteln

Die Strände sind gewaltig schön, oft sehr einsam, bisher die schönsten Strände die ich auf allen meinen Reisen gesehen hatte.

 

Reiseroute:

 

Alcantara – Sao Luis – Bacabeira – Morros – Barreirinhas – Lencois Maranhenses - Cabure – Barreirinhas – Paulino Neves – Camocim –Jericoacoara – Acarau – Fortaleza ( der Großteil der Strecke kann am Strand ohne Straßen gefahren werden, jedoch kann es manchmal notwendig sein über eine Straße auszuweichen, falls eine Fähre nicht fährt. Bei Einheimischen erfragen, da sich die Situationen ändern können, das gilt auch für weiter südliche Abschnitte, es kann sehr oft am Strand gefahren werden) – Aracati – Mossoro - Natal - Goianinha – Tibau do Sul – Joao Pessoa -Tambaba

 

 

Reisezeitraum:

27. September2017 bis 24. Oktober 2017

 

Reisebericht:

 

Von den Franzosen wurde Sao Luis 1612 gegründet, alsbald aber von den Portugiesen erobert, machten sich später die Holländer hier breit, wurden aber abermals von den Portugiesen vertrieben, die dann die Stadt Stück für Stück aufbauten. Wichtiger Handelsort für Zuckerrohr, Baumwolle, sie war zb. die erste Stadt Brasiliens mit elektrischer Beleuchtung. Nach der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung 1776 etablierten sich Textilfabriken in der Umgebung und es wurden afrikanische Sklaven zum Arbeiten importiert. Die Stadt war reich und wurde auch als das Athen Brasiliens bezeichnet.

 

Heute leben mehr als eine Million Menschen in der Stadt, große Teile der Altstadt sind stark renovierungsbedürftig und in der Kriminalitätsstatistik nimmt die Stadt eine der vorderen Ränge ein.

 

Unter Tag hatte ich mich eigentlich nicht unsicher gefühlt, aber jeder sagte mir, ich sollte ab halb 8 Abends nicht mehr draußen sein. Für mich hat die Stadt Potential. Wenn man das renovieren und besser vermarkten würde, dann könnte man hier so eine Art Cartagena Nordbrasiliens etablieren.

 

Die Kultur und das Leben der Stadtsind stark afrikanisch geprägt, die Musik wird dominiert von Forro und Reaggy, der in allen möglichen Variationen rund um die Uhr gespielt wird. Abends laden eine Reihe Bars ein, frische, saure Caipirinhas zu trinken, den hübschen Mädels beim Tanzen zu zusehen oder an einem der zahlreichen Musikevents teilzunehmen, jeden Tag findet sich an irgendeinem Platz eine Gruppe zum Konzert.

 

Ich konnte auf einem Hotelparkplatz direkt im Zentrum parken und auch dort campen. Somit hatte ich immer nur ein paar Blocks zu den Events. Die Brasilianer waren immer um mein Wohlergehen besorgt. Von einem Tanzevent hatte ich nur 3 Blocks zurück ins Hotel, sie wollten mich nicht alleine gehen lassen. Nimm dir ein Taxi oder ein Uber, alle fahren dort mit Uber, ich hatte es bis dato noch nie verwendet. Die Brasilianer begleiteten mich schließlich zurück ins Hotel. Ich hab mir dann die App von Uber heruntergeladen und installiert, vielleicht könnte das doch ganz brauchbar sein.

 

Auffallend in Sao Luis ist die große Anzahl an verfliesten Gebäuden. Wegen der großen Luftfeuchtigkeit und dem miteinhergehendem Schimmel wurden früher die meisten Häuser verfliest um das Problem zu verkleinern.

 

In Sao Luis offenbarten sich auch wieder einmal deutlich meine Sprachprobleme in Brasilien, mit dem Portugiesischem werde ich einfach nicht warm, die Aussprache ist so unterschiedlich zum spanischen, das ich immer auf der Leitung stehe. So auch in diesem Beispiel:

 

Ein junger Brasilianer wollte das ich mitkomme zu einem Event, er sprach dabei immer von dem (ich schreib das jetzt mal so wie er es ausgesprochen hatte) „ Kinta do Hegy“. Es geht um das Hauptwort Hegy. Das sagte mir überhaupt nichts und ich verstand nicht was er mir erklären wollte. Bis ich herausfand, das das R wenn es intensiv ausgesprochen wird oder das Doppel R im portugiesischem als H ausgesprochen wird. Der Typ wollte mir also erklären, dass ich mit ihm zu einem Reggae Festival gehen sollte.

 

Manchmal kann es schon kompliziert sein.

 Lencois de Maranhenses nennt sich ein 100 mal 40 Kilometer großes Wüsten und Dünengebiet südlich von Sao Luis. Es wird von den Brasilianern auch als die Sahara Brasiliens bezeichnet, weist jedoch einen großen Unterschied dazu auf und dies ist gleichzeitig das herausragende Merkmal warum dieses Dünengebiet so etwas Besonderes ist.

 

Diese Dünen sitzen auf einer wasserundurchlässigen Tonschicht und interessanterweise regnet es hier sehr viel. Die Dünen sind in ständiger Bewegung, vielleicht wächst deshalb hier nichts. Normal versickert Wasser sehr schnell im Sand. Da es hier jedoch von der Tonschicht am Ablaufen gehindert wird, kann das Wasser folglich nicht entweichen und bildet jedes Jahr in der Regenzeit aufs Neue eine Unzahl von Lagunen zwischen den Dünen. Ursprünglich tiefblau, verfärbt sich das Wasser mit der Zeit durch Algenwachstum ins grünliche. Trotzdem ist das Wasser klar und trinkbar.

 

Es wirkt surreal und nicht von dieser Welt, früher konnte man dieses Gebiet auf eigene Faust per 4x4 erkunden, dies ist seit einem Jahr nicht mehr erlaubt. Zugang nur mehr mit einer Tour, die die Besucher an den Rand der Dünen fahren, dann ist wandern angesagt. Ich buchte mehrere Touren und bin bis heute total fasziniert von der Landschaft. Für mich persönlich eine der 3 Top Landschaften in Brasilien.

 

Erst fuhr ich zur Laguna Azul, dann zur Laguna Bonita. Ich hatte großes Glück. Im heurigen Jahr fiel wesentlich mehr Regen als üblich, deshalb waren die Lagunen auch im September noch gut gefüllt, in anderen Jahren können sie um diese Zeit schon ausgetrocknet sein.

 

In den Lagunen kann gebadet werden, am schönsten sind die Nachmittagstouren mit Sonnenuntergang, das war echt Hammer. Guter Sonnenschutz bitte nicht vergessen, der weiße Sand reflektiert die Sonne extrem auf die Haut.

 

Faszinierend war auch die abrupte Trennungslinie von der Trockensavanne, die doch eine dichte niedrige, grüne Vegetation aufweist auf die total vegetationslosen Wüstendünen, wie mit einem Lineal gezogen.

 

Ich bin dann auch noch mit einem Boot den Fluss hinuntergefahren, es gibt viele Mangroven und auch hier Wanderdünen, die bis in den Fluss reichen. Man kann Affen beobachten, den Fischern zuschauen und vorne am Strand auch baden gehen. Allerdings herrschen hier ganzjährig starke Winde und die hohen Wellen verringern den Badespaß.

 

Ich hatte mir hier ein Treffen mit Landy Paul abgemacht, einem Schweizer Landroverfahrer, den ich vor 2 Jahren erstmalig in Ecuador getroffen hatte. Er war auf dem Weg nach Norden, durch Amazonien bis in die Guyanas, von wo er plante heimzuverschiffen.

 

Welch eine Freude als er am Camping stand. Ein kaltes Bier und die Fachsimpelei lief. Wir beschlossen für den ultimativen Überblick gemeinsam einen Rundflug zu buchen. Ich wollte einen Spätnachmittags Flug um 4 für gutes Licht, ein Fahrer holte und ab und brachte uns zu dem kleinen Airport. Dort standen 2 kleine Chesnas und ein geschleckter Pilot, so wie man das vom Klischee her kennt. Ich hatte so ein Gefühl, als wir die Maschine bestiegen und wir kamen auch gerade bis zur Rollbahn, als der Pilotensitz einen Knall machte und der Pilot auf dem Rücksitz landete. Halterung gebrochen. Wir drehen um und fuhren zum Hangar zurück, zu gefährlich. Der Pilot war das erste Mal hier und nicht unbedingt begeistert über die Zustände. Die Reparaturversuche schlugen fehl und wir mussten auf die zweite Maschine umsteigen. Jedoch gehörte die jemand anderen und der Fahrer musste erst mal ausrücken um den Schlüssel zu besorgen. Die Zeit ging ins Land und ich war genervt. Es wurde dunkler und die Sonne stand tief. Sonnenuntergang ist toll, jedoch, wenn du in einer stark vibrierenden kleinen Maschine sitzt, mit zerkratzten Plexiglasscheiben, die sich nicht öffnen lassen, dann hat das großen Einfluss auf das Fotografierverhalten der Kamera. Hohe ISO Werte und längere Belichtungszeiten. Verwackler vorprogrammiert. Um 5 hoben wir endlich von der Landebahn ab und nahmen Kurs auf die Dünen. Sonnenuntergang 5.33 Uhr. Da der Flug nicht vorbereitet war, standen beide Tankanzeigen auf Leer. Na hoffentlich geht sich das aus. Ich hätte gerne einige Extrakurven gehabt für gute Fotos, das ging nicht mehr. Praktisch mit heißer Luft setzten wir auf der Landebahn auf. Bei unserem Fahrer zuhause gab’s schließlich einen selbst angesetzten Cachaca um den aufgewühlten Magen wieder zu beruhigen.

Im Hostal lernte ich Yui kennen, ein junges Mädel, halb Portugiesin, halb Japanerin, aufgewachsen und gelebt in Australien, seit einem Jahr in Brasilien reisend und lebend. Interessante Kombination.

 

Langer Rede, kurzer Sinn, wir wollten beide in die gleiche Richtung und so nahm ich sie mit. Die nördlichen Strände Brasiliens sind einsam und flach, man kann hunderte Kilometer direkt am Strand entlangfahren, ohne Straße. Manchmal muss man mit Fähren Flussmündungen überqueren. Südlich von Camocim hatten wir uns jedoch in dem Pistennetz durch die Mangroven verfahren und endeten in einem sehr weichsandigen Pfad. Die kleine Sanddüne war abschüssig und ich rutschte mit dem Heck tiefer, konnte dann nicht mehr rückwärtsfahren, da ein Baum hinter mir stand. Ich musste mich also mit der Seilwinde behelfen um den Hügel wieder hinaufzukommen, dann konnte ich mit der Schaufel das Ganze etwas einebnen und per Sandblech das wiederholte Einsinken beim rückwärts rausfahren verhindern. Nach getaner Arbeit ließen wir den Abend an einem Lagerfeuer ausklingen. Die Einheimischen brachten kaltes Bier und Musik, kann denn das Paradies schöner sein.

 

Ja, es konnte. Am Ende meiner ersten Strandfahrt erreichten wir den Ort Jericoacoara. Dieser kleine unaussprechliche Ort ist nur per 4x4 zu erreichen, war früher belagert von Hippies und hat sich im Laufe der Zeit zu einem angesagten Tourismusort gemausert. Jedoch wurden hier die typischen Bausünden vermieden, die Häuser blieben niedrig und vom Strand her sind sie gut mit Bäumen verdeckt. Das Meer ist flach und sauber, nördlich vom Ort erstrecken sich einige hohe Wanderdünen, südlich übergehend in eine Felsenküste. Die Straßen im Ort sind Sandstraßen, Strand praktisch in der Stadt. Gute Restaurants und Bars, Party jeden Tag und überall.

 

Favorit war die Rooftopbar im Hurricane Hotel, das war der Sunset-burner. Sonnenuntergang über dem Meer. Einer schöner als der Andere. Dazu ein Caipi. Herz was willst du mehr?

 

Ja, die Sonnenuntergänge waren das Fantastische an Jeri – doch halt, war da nicht noch was? Wer jetzt geografisch mitgemerkt hat, der wird sich jetzt denken: Ostküste, Atlantik, Brasilien, da geht die Sonne auf und nicht unter?? Eigentlich korrekt, die Lage auf einer geschwungenen Halbinsel macht Jeri zum wohl einzigen Ort Brasiliens, wo man den Sonnenuntergang über dem Meer beobachten kann.

 

Bisher mein liebster Strandort.

Von Jeri folgte ich dem Strand weiter gen Süden, bzw. eigentlich erst noch gen Westen. Es ist unglaublich, wie einsam und weit die Strände sind, manchmal kommt ein Fischerdorf, ein paar Fischer, die ihre Floßboote Jagoadas genannt an den Strand schieben und den mageren Fang ausladen, ab und an ein Fluss, dessen Mündung zu überqueren ist. Das geht nicht überall, manchmal gibt es keine Fähren, dann musste ich einige Kilometer Umweg fahren, weiter ins Inland, wo es Straßen und Brücken gibt.

 

Die Fährboote waren immer eine wackelige Angelegenheit, bei Wellengang möchte ich sie nicht benutzen. Kaum 15 cm Tiefgang haben die Dinger, sollen aber 5,5 Tonnen tragen können. Die in Camocim war zwar größer, dafür ungleichmäßig beladen. Ich stand auf der rechten Seite mit 3,5 Tonnen Gewicht, links standen 2 Strandbuggys, die zusammen nicht mehr als halb so viel wogen wie meiner. Die Fähre lag damit leicht schief im Wasser und die Wellen waren einen knappen Meter hoch. Mit dem kaputten Fahrwerk war der Landy so weich, das die Karosserie bei jedem Wellenschlag hin und her pendelte wie das Pendel einer Wanduhr. 2 Mal hatte ich Angst, das er jetzt rauskippt. Da ich noch unterwegs bin, hat das dann schlussendlich doch gehalten.

Nach insgesamt 400 Fahrkilometer am Strand hatte ich Fortaleza erreicht. Hat ein paar nette Ecken, wirkt jedoch insgesamt auf mich nicht sehr einladend, deshalb blieb ich nur ein paar Stunden. Generell soll die Stadt eine gutes Nachtleben bieten.

Die Küste verläuft nun zunehmend steiler und felsiger, die Strände sind immer noch breit und flach, allerdings schadet es hier nicht , eine Gezeitenapp am Smartphone zu installieren, denn der Tidenhub kann bis zu 2,5 Meter betragen und das Risiko ist doch groß, das man, wenn man zur falschen Zeit unterwegs ist, vom Wasser eingeschlossen wird und auch nach rückwärts nicht mehr rauskommt. Das war mir in Morro Branco fast passiert. Da der nächste Ort nur kurz hinter mir lag, kam ich gerade noch zurück. Das Wasser war noch nicht tief, theoretisch hätte ich es probieren können. Aber ich wollte das Risiko nicht eingehen dann genau in so einer Situation hängen zu bleiben. Es ist doch blöd, wenn das Wasser noch einen weiteren Meter steigt. Wäre das Wasser auf Ebbe auslaufend gewesen, wär ich gefahren, denn dann hätt ich genug Zeit gehabt mich auszuschaufeln.

 

Canoa Quebrada ist ein ebenfalls bei Brasilianern bekannter Strandort, wie überall im Norden steht hier das Kite-Surfen an erster Stelle, es ist windig und wellig. Die Klippen der Steilküste sind stark ausgewaschen zu schroffen Formationen. Toller Anblick

 

Mein Landy erreicht hier Km Stand 222222. Darauf ein Caipi.

Auch die nächste Großstadt Natal streife ich nur am Rande, einmal Durchfahren hat mir gereicht. Weiter im Süden schmeiße ich für mehrere Tage den Anker in Praia do Pipa. Direkt über der Praia do Amor, dem Liebesstrand, kann ich mein Camp direkt an der 40 Meter hohen Klippe beziehen. Der Strand ist weniger besucht als der Hauptstrand am Ort, der ist mehr Ballerman like, hier ist Ruhe pur. Bei Ebbe gibt das Meer breite Riffs frei, man kann weit hinauslaufen, in den Riffs bilden sich kleine Wasserbecken, die gut zum relaxten baden einladen. Ich hab mich natürlich sofort ins Wasser geschmissen und dabei eine große Welle übersehen. Es hat mich richtiggehend von den Füßen gerissen und als ich wieder aus der Welle nach oben kam, war mein Blick regelrecht getrübt. Es dauerte 2 Sekunden bis ich begriff, dass meine Brille nicht mehr auf meiner Nase saß, sondern jetzt irgendwo in den Untiefen zwischen den Riffs lag. Ich ging bei Ebbe nochmal suchen, leider erfolglos. Zum Glück hatte ich noch eine Ersatzbrille mit. Damit erhöht sich die Zahl der verlorenen oder zerstörten Brillen auf 4 auf meiner Reise  .

 

Ich verlebte einige angenehme Tage im Ort und traf auch Yui nochmal, die zufällig des Weges kam.

Auf dem Weg in die historische Altstadt von Olinda stoppte ich kurz in Joao Pessoa, die auch mit ein paar schönen alten Gebäuden und der Kirche Sao Francisco aufwarten kann. Überrascht war ich auch vom Stadtstrand der 800000 Einwohner Stadt, ruhig, breit, mit sauberen Wasser, das hätte ich in so einer Großstadt nicht erwartet.

 

Südlich der Stadt besuchte ich den östlichsten Punkt von Südamerika und verbrachte einen Tag am Strand von Tambaba. Der Strand ist hier von porösem, schwarzem Gestein durchsetzt, wirkt wie Tuffstein. Viele Kokospalmen. Nach wie vor sind die meisten Strände Menschenleer oder sehr wenig besucht.

 

Fotos von allen Fotos auf Google Fotos