Brasilien 2017, Im Inland nach Norden ( Iguazu via Brasilia nach Sao Luis)

 

 

Probleme:

keine

 

Eigene Erfahrungen:

Die Distanzen in Brasilien sind extrem groß und im Gegensatz zum Fahren in zb. den Anden gibt die Strecke selbst nicht viel her, Viele Soja und Maisfelder, Trockensavanne. Die Städte im Inland sind meist landwirtschaftliche Versorgerstädte, ohne Historie und austauschbar. Weiter im Norden wurde es unerträglich heiß und schwül.

 

Reiseroute:

Foz de Iguazu – Cascavel – Maringa - Londrina – Araquara – Barretos – Uberlandia – Itumbira – Goiana –Itaberai – Goias Viejo – Pirenopolis – Aguas Lindas de Goias – Brasilia – Sao Gabriel de Goias – Alto Paraiso de Goias – Sao Jorge – Alto Paraiso de Goias – Campos Belos – Taguatinga – Luis Eduadro Magalhaes – Barreiras – Formosa do Rio Preto – Coaceral – Mateiros – Chalapao – Ponte Alta do Tocanits – Palmas – Araguaina – Imperatriz – Santa Ines – Cocalinho - Pinheiro – Alcantara.

 

Reisezeitraum:

23. August 2017 bis 26. September 2017

 

Reisebericht:

 

Nach meiner Ausreise aus Paraguay landete ich zum wiederholten Male im Camping Paudimar auf der brasilianischen Seite der Iguazu-Wasserfälle. Ich nutzte die Tage dort um ein bisschen Energie zu tanken, die letzten Wochen waren sehr fahrtreich und anstrengend.

Obwohl dies mein 3. Stopp in Iguazu war, besuchte ich trotzdem ein weiteres Mal die Iguazu Wasserfälle und auch den Parque de Aves, der meiner Meinung einer der besten Vogelparks weltweit ist. Da ihr darüber schon mehrfach in meinen früheren Reiseberichten lesen konntet, gibt’s hier keine weiteren Erklärungen, sondern nur nochmals ein paar Fotos.

Ich fahre gerne am Sonntag, denn dann sind meist die Straßen leer, so auch an diesem. Mein Ziel seit Wochen kam jetzt Kilometer um Kilometer näher, Barretos im Bundesstaat Sao Paulo, dort startete am 7. September 2017 ein großes Landrover Treffen. Nur mehr die Kleinigkeit von 1000 Kilometern trennte mich davon. Unterwegs gab es eigentlich außer Agrarindustrie und Lastwagen, die etwas größer sind, als bei uns daheim, nicht viel zu sehen. Den einzigen Halt machte ich in Maringa, den hier steht eine der höchsten Kirchen der Welt. Moderne Architektur, vollendet 1972, gegossen in glattem Beton, erhebt sich dieser Turm, den sie als Kathedrale bezeichnen 124 Meter in den Himmel. Sie gilt damit als die höchste Kirche Südamerikas.

 

Hier im südlichen Zentralbereich Brasiliens sind die meisten Fernstraßen Autobahnähnlich ausgebaut, werden meistens von privaten Konsortien betrieben und sind Mautpflichtig. Auf 1000 Kilometer dieser Straßen hat man mir umgerechnet knapp 52 Euro abgeknöpft. Da soll noch jemand sagen unsere Maut in Österreich sei teuer.

Diesjähriger Veranstaltungsort des größten Landrovertreffens in Brasilien war der Parque do Peao in Barretos. Bekannt für die Austragung der größten Rodeo-Meisterschaft Brasiliens bzw. Südamerikas mit mehreren hunderttausend Besuchern bot sich auch genug Platz um ein paar hundert Landrover unterzubringen. Ich war einen Tag zu früh da, verbrachte diesen an einer Tankstelle, wo ich mit den ersten Landroverfahrern zusammentraf. Vor dem offiziellen Start gab’s schon Begrüßungen mit Cachaca Schnaps.

 

Das Meeting war unterteilt in mehrere Bereiche, den großen Camping, das Ausstellergelände und das Offroad-Spass-Gelände. Das Treffen war auf 4 Tage angelegt und minütlich trafen neue Landys ein. Die teilweise weit angereisten Clubs machten es sich auf dem Camping gemütlich, die ersten Feuer wurden angeworfen. Der Geruch von Fleisch und Bier, begleitet von dem Beat der Musik zogen durch das Lager. Ich war laufend umgeben von neugierigen Brasilianern, die sich für mich und für den Landy interessierten, ich lernte so viele Leute kennen, dass ich direkt den Überblick verlor. Später kam auch noch ein holländisches Paar – (Dutch on Wheels, Ralph und Janneke) mit einem alten Ambulanz Landrover an, der Trubel verteilte sich. Wir waren die einzigen beiden ausländischen Fahrzeuge auf dem Treffen.

Die weiteste Anreise hatte ein Landroverfahrer aus dem Norden, Belem am Amazonas, der fuhr 3000 Kilometer einfach zu diesem 4-tägigen Treffen. Man lege das auf Europa um. Salzburg –Istanbul sind 1800 km! Und da fährt man in eine andere Welt.

 

Die Brasilianer fahren hauptsächlich TDI, da dieser bis 2006 in Brasilien produziert wurde, es standen aber auch alte Series, beginnend mit einer Series 1 von 1949 bis zum Range Rover auf dem Gelände herum. Highlight sollte ein offizieller Guinness Weltrekord im Landrover Konvoi fahren werden, dafür wurde am Samstag ein 12 Kilometer langes Autobahnstück gesperrt. 540 Landrover wären dazu nötig gewesen, der Rekord wurde mit etwas weniger als 500 Fahrzeugen aber klar verfehlt. Im nächsten Jahr gibt es einen neuen Versuch. Dann soll das Treffen in Mendoza in Argentinien stattfinden Menschen. Eine große Familie eben – die Landrover Familie.

 

Zum Schluss wurde uns vom Komitee extra ein Ehrenpreis verliehen, und ich bekam einige Einladungen zu den Klubs, die ich dann später rauch genutzt habe. Großen Dank an meinen langjährigen Facebookfreund und Mitorganisator dieses Treffens Hailton Pariz Jr.

Von Barretos aus hatte ich den Plan Brasiliens Hauptstadt Brasilia anzusteuern, die Holländer erzählten mir von einer kleinen alten Stadt die unbedingt sehenswert sei, Goias Viejo. Das bedeute einen Umweg von knapp 200 Kilometer, das ist nichts im Vergleich zu einem Land, das ziemlich genau 2,5 Mal größer ist, als die Europäische Union.

 

Tatsächlich entpuppte sich das 1727 gegründete Goias Viejos als eine kleine relaxte Kolonialstadt. Aufgrund der gut erhaltenen historischen Bauten und Kirchen erhielt die Stadt den Unesco Weltkulturerbestatus.

Brasilia, eine Stadt der Gigantonomie. In Brasiliens Verfassung wurde ein Passus festgeschrieben, der den Staat verpflichtete, in Zentrum des Landes eine Hauptstadt zu errichten. Präsident Kubichek gab 1955 den Startschuss zu diesem riesigen Projekt.

1964 wurde die in Beton gegossene Stadtvision eröffnet, geplant von Lucio Costa und dem deutschstämmigen Architekten Oscar Niemeyer. Modern sollte die Stadt sein, eine Stadt der Zukunft, groß, weitflächig, ein Paradies für Autofahrer. Entlang einer riesigen Zentralachse wurden Sektoren angelegt, die die Form von Flugzeugtragflächen hatten. Entlang der großen Hauptachse entstanden die Regierungsgebäude und Ministerien, das Parlament und die Kathedrale.

Der 1907 geborene Oscar Niemeyer ist die bedeutendste Persönlichkeit der modernen Architektur in Brasilien und einer der bedeutendsten weltweit. Seine Entwürfe kann man in vielen brasilianischen Städten bestaunen, ebenso in Europa und in Afrika.

 

Wer sich mehr dafür interessiert die Links zu    Brasilia      und        Oscar Niemeyer Wiki     Oscar Niemeyer Account.

 

Am ersten Tag meines Aufenthaltes in der Stadt startete ich wie üblich zu Fuß zu meinem Rundgang. Nach 15 Kilometer in der heißen trockenen Luft war ich müde. Es ist wirklich so, wie beschrieben, Brasilia ist eine Stadt der Autofahrer, für Fußgänger sind die Distanzen zu weit, auch fehlt es meist an Gehsteigen oder Gehwegen für Fußgänger.

Da sichere Parkplätze wirklich ausreichend zur Verfügung standen, auch für höhere Fahrzeuge wie den Landy, beschloss ich ab sofort ebenfalls auf Rädern durch die Stadt zu rollen. Schließlich wollte ich auch gute Fotos schießen, speziell in der Dämmerungszeit und die ist nahe dem Äquator sehr kurz. Da kam es auch darauf an, schnell zu sein. Das Resultat kann sich glaub ich sehen lassen.

 

Ich gehe jetzt nicht auf die einzelnen Gebäude ein, denn da könnte ich einen ganzen Reisebericht nur darüber schreiben, dazu gibt’s genug Infos im Web.

Nur so viel:

Highlights waren für mich der Fernsehturm, da man von oben einen tollen Stadtblick genießen kann und die Größe gut überblicken kann,

Der Präsidentenpalast mit seinen Wachsoldaten, der Fahnenzeremonie und der schönen Beleuchtung

Die Kathedrale mit den tollen Glasfenstern

Das Parlament, das besichtigt werden kann, mit den Plenarsälen in denen die Abgeordneten nicht nur neue Gesetze beschließen sondern auch viel Geld wandern lassen. Gegen das, was hier so abläuft, sind unser Karlheinzi und Konsorten Weisenknaben.

 

Mittlerweile leben 3,5 Millionen Menschen in Brasilia, davon 200000 die direkt oder indirekt mit dem Regierungsviertel zu tun haben. Unter Tags ist es sicherheitstechnisch in Ordnung, ab 19.30 bis 20.00 Uhr sollte man nicht mehr alleine in den dunklen Straßen herumlaufen.

200 Kilometer nördlich der Hauptstadt bot sich mir ein gänzlich anderes Bild, Natur pur in der Chapada dos Veadeiros. Einsamkeit, Wandern, Wasserfälle, hier galt es, in die Architektur der Natur einzutauchen. Menschen leben in Brasiliens Inland eigentlich nur in den Städten, außen rum findet man in erster Linie Landwirtschaftsindustrie und Trockensavanne mit ein paar Kühen, die zwischen den Dornensträuchern grasen. Da die Landwirtschaft in den größtenteils sehr flachen Gegenden mit großen Maschinen und fast vollautomatisch abläuft, werden nur wenig Arbeiter benötigt. Ware früher bis zu 30 Arbeiter pro Hektar beschäftigt, arbeitet heute auf den großen Fazendas nur mehr ein Arbeiter für 3 Hektar.

 

Die Chapada ist Unesco Weltnaturerbe. Unzählige Wanderungen können unternommen werden, von kurzen, die in ein paar hundert Meter zu einem Wasserfall führen, bis zu ganztägigen, kräftezehrenden Touren. Da es sehr heiß war, mit einer extremen Trockenheit, beschränkte ich mich auf die kurzen Wanderungen bis 3 Kilometer einfach, das war schon ein Akt. Ich ging ein paar hundert Meter und die Zunge klebte förmlich am Gaumen. Normalerweise ist trockenes Klima angenehmer als feucht-schwüles, aber hier war es direkt zu trocken. 5-6 Liter Wasser zu trinken war notwendig für mich, dazu knallte die Sonne gnadenlos ohne Schatten auf die Erde. Die Vegetation ist meist nicht hoch genug um guten Schatten zu bieten.

 

Update Nov.2017: Ein großes Feuer hat große Teile der Vegetation des Parks niedergebrannt. Bei einem Besuch würde ich mich vorher erkundigen, wo die Natur noch in Ordnung ist, oder ob es sich überhaupt auszahlt in naher Zukunft dorthin zu fahren.

Jeder Offroad begeisterte Brasilianer erzählte mir von Jalapao, einem einsamen, trockenen Savannengebiet, genannt Cerrado im Bundestaat Tocantins. Also musste ich dorthin. Normalerweise nehmen die Besucher den Zugang von Westen, von der Stadt Palmas aus.

 

Ich kam von Osten, von Formosa do Rio Preto. Ich musste mehre Karten und Navi Apps durchforsten, bis mir eine kleine Piste unterkam, die ich benutzen konnte. Leider sind die Daten alle nicht sehr genau und ich endete mitten im einem riesigen Acker. Nach einer Stunde fand ich mit ein paar Umwegen die Fortsetzung des Weges und wurde fahrtechnisch nicht enttäuscht. Kleinste Pisten, oft tiefsandig oder härtester Ripio, teilweise zugewachsen, führten mich immer tiefer in das Gebiet. Gott sei Dank hatte ich in Formosa vollgetankt und genug Lebensmittel gekauft. Die Landschaft besitzt Ähnlichkeiten mit dem Chaco in Paraguay. Hauptort ist Mateiros.

 

Im Zentrum des Jalapao finden sich orangegelbe Wanderdünen, die aber nur zu Fuß erkundet werden dürfen, die Zufahrt hat es dafür in sich. Der Mann am Eingang ermahnte mich, nur die linken Spuren zu benutzen, beim Ausfahren entschied ich mich aber für das Ausprobieren der anderen Spuren. Da hatte ich ganz schön zu kämpfen und musste alles bis zur Differenzialsperre aufbieten um durchzukommen. Ich war noch nicht so gut im Sandfahren, die Andenpisten bestehen meist aus hartem steinigen Untergrund, meine Sandfahrerfahrung hielt sich deswegen bis dato in Grenzen.

Speziell bei Gangwechsel, stoppen und erneutes Anfahren hatte ich so meine Schwierigkeiten.

 

Auch im Jalapao finden sich Wasserfälle an einem großen Fluss. Zufahrt über eine 30 km lange, wirklich üble Wellblechpiste. Wer die Einsamkeit liebt ist hier gut aufgehoben, jedoch ist auch hier viel eingezäunt, deshalb muss man für Wildcampen schon ein bisschen suchen. Es gibt auch viele giftige Tiere hier, viele Schlangen.

In Mateiros gibt es eine Tankstelle, die auch S10 Diesel verkauft, allerdings teuer und die Tanke wirkt nicht wirklich vertrauenswürdig

Ich übernachtete hinter einem kleinen Restaurant gegenüber dem Eingang zu den Dünen bei einer netten alten Frau, mitten unter den Hühnern.

Von Formosa do Rio Preto bis zur nächsten Asphaltstraße auf der Palmas Seite bin ich mehr als 550 Kilometer Piste gefahren.

Von hier bis Sao Luis, meinem nördlichsten Ziel in Brasilien und dem Erreichen der Küste lagen noch knapp 1500 Kilometer, Kilometerfressen war angesagt. Ich stellte auch hier meinen persönlichen Kilometerrekord für den Defender auf, Fahrstrecke an einem Tag. 910 Kilometer. Eine ganze Tankfüllung durch in einem Tag. Ich stand schon 5 Uhr früh auf um der Tageshitze ein wenig zuvorzukommen, trotz Klimaanlage im Defender stand mir der Schweiß auf der Stirn. Mit jedem Kilometer wurde es heißer und mit der grüneren Landschaft auch feuchter und schwüler.

 

Auf den Hauptstraßen herrscht dichter LKW Verkehr. Erst auf der Zufahrt nach Alcantara, einer kleinen Nachbarstadt von Sao Luis, die weiter nördlich gegenüber einer großen Bucht liegt, wurde es leichter. Alcantara war einst eine wichtige Hafen und Wohnort der Zuckerrohr- und Baumwollplantagenbesitzer, bis Sao Luis nach einer turbulenten Historie immer wichtiger wurde.

Heute leben eine Hand voll Menschen in dem Ort, der einen netten Charme versprüht. Der Tourismus ist überschaubar und eher auf die Ferienzeit beschränkt, es geht ein sehr beschauliches Leben über die Bühne.

 

Nördlich der Stadt, hinter den Palmwäldern liegt auch Brasiliens Weltraumbahnhof. Er ist weltweit der Äquatornächste. Er wird aber wesentlich seltener benutzt als der Nachbar in French Guyana und kann nicht besichtigt werden. Militärisches Sperrgebiet.

Per Fähre setzte ich nach ein paar Tagen über die Bucht nach Sao Luis.

 

Links zu allen Fotos auf Googlefotos