Reisebericht Teil 2, Nordchile, von San Pedro de Atacama an die Küste nach Arica und Lima

 

 

Länder Informationen: keine neuen Länder bereist (Lima Peru war nur Abflugort)

 

 

Wichtiges: Der Küstenstreifen in Nordchile ist schmal, gleich dahinter steigen die Berge an, Dabei ist wichtig, bei Fahrten in die Berge auf Akklimatisation zu achten. zb. von Arica in den Lauca Nationalpark auf 4520 m sind es nur 180 Km! Wichtig ist auch auf die Sicherheit zu achten, speziell in Iquique gibt es ein großes Drogen-Beschaffungskriminalitäts-Problem. Die Hauptstraßen sind oft asphaltiert, jedoch sind auch an der Küstenstraße teilweise große Höhenunterschiede zu bewältigen. Zwischen Antofagasta bis ca 120 km südlich von Iquique fast keine Standmöglichkeiten an der Küste. Generell ist die Infrastruktur in den Küstenstädten gut und man bekommt fast alles. Jedoch ändert sich das schnell wenn man Richtung Berge fährt, da gibt es dann nichts mehr. Wichtig Tanken, es gibt in den Bergen einige Versorgungsplätze für Diesel, allerdings stammt der meist geschmuggelt aus Bolivien und hat horrende Preise – Richtung Putre zb. höher als der original chilenische Diesel in Arica.

In Antofagasta ist es schwierig  bewachte Parkplätze zu finden, die eine Einfahrhöhe von mehr als 2.20 m haben! Dazu teuer – aber immer noch besser als ein aufgebrochenes Auto – siehe Iquique.

 

 

Probleme: Kühlwasserproblem wahrscheinlich behoben durch Tausch von Thermostat und Deckel Ausgleichsbehälter – lange Wartezeit Ersatzteile. beginnende Höhenkrankheit bei meiner Mutter, Gewaltsamer Einbruch in den Landy,

 

Reiseroute: San Pedro de ATacama – Laguna Cejar –Teufelsschlucht -  Valle de la Luna – Calama – Chuquikamata Mine – Antofagasta – Topocilla – Guanillos (Ruinen Salpeterkrieg) – Iquique – Salpeterruinen Santa Laura  u Humberstone – Arica – Nationalpark Lauca – Putre – Arica – (Per Bus nach Lima via Tacna)

Lima – von hier Abflug meiner Eltern zurück nach Österreich, eigener Abflug nach Thailand

 

Reisezeitraum: 12. Oktober – 8. November

 

 

Reisebericht:

 

Angekommen in San Pedro de Atacama finden wir einen netten Schlafplatz im Hostal und Camping Puritama. Hier können wir im Auto schlafen und alle Annehmlichkeiten des Guesthouses nutzen. Einfahrthöhe kein Problem.

Wir gehen früh zu Bett, da meine Mum von starken Kopfschmerzen und etwas Übelkeit geplagt wird. Ja, wir waren doch sehr hoch, das Unwohlgefühl setzt immer etwas zeitverzögert ein, auch wenn man schon wieder  runter gefahren ist, das ist normal und bessert sich auch bald wieder.

Am nächsten Morgen ist alles wieder gut und bei Sonne und gutem Wetter gehen wir erst mal Geld wechseln und besichtigen den Ort. Das Zentrum ist ganz nett. Touristisch überfüllt zwar, aber etwas Abwechslung tut auch gut. Es ist der Hauptort des Tourismus hier im Norden.

Es gibt ein sehr gutes Museum über die Frühzeit, leider sind  die Mumien nicht mehr ausgestellt. Die hohe Anzahl der Besucher hat den frei liegenden Mumien nicht gut getan( Ausdünstungen, Feuchtigkeit..) Die Alte Adobe Kirche befindet sich in einer Totalrenovierung. Im Großen und Ganzen ist der Ort nett gelegen mit dem Vulcan Licancabur im Hintergrund. Es lässt sich aushalten hier und wir bleiben auch ein paar Tage. Ein nettes Restaurant hier ist das Adobe, das wir 2 Mal aufsuchen. Wir treffen auch noch 2 andere Landrover Fahrer aus Holland hier, Vater mit Tochter auf Amerika-Trip.

San Pedro de Atacama ist eine Oase in der Wüste, viel Grün, kaum kommt man aus dem Ort raus, steht man sofort in der Wüste, Sand soweit das Auge reicht. Da verwundert dann wieder ein einzelner Baum, wo sonst gar nichts wächst.

Wir fahren südlich, einige Km von San Pedro liegt die  Laguna Cejar. Hier ist baden erlaubt, hier kann man es auch einige Zeit aushalten.

Das nächste Ziel liegt nördlich des Ortes, Die Ruinen von Pukara de Quitor.Sie ist eine Flucht und Wohnburg der Likan Antai gewesen, 1300 gebaut. Sie besteht aus einem Ensemble von 164 Bauten. Dicke Steinmauern bis 3 Meter Hoch schützen die Anlage.

2 Km das Tal hinauf befindet sich rechter Hand die sogenannte Teufelsschlucht.

 Ein Canyon, einige Km lang, teilweise sehr eng, von früheren Regenfällen ausgewaschen. Steile Überhänge, Höhlen, Durchgänge, die Schlucht wird teilweise von Mountainbikern befahren.

Unser nächstes Ziel ist das Valle de la Luna. 17 Km außerhalb gelegen ist das Gebiet ein Wüstengebiet, das besonders trocken ist und durch Dünen und Felsformationen wie auf dem Mond ausschaut. Deshalb der Name. Auch hier gibt es wieder Schluchten zu besichtigen, in einer kann man im Kreis gehen. Eine Salzhöhle führt ziemlich weit in den Berg, Taschenlampe mitnehmen! Und ganz wichtig, immer viel Wasser mitnehmen, Es ist sehr heiß hier, kein bis kaum Schatten und keine Luftfeuchtigkeit. Pro Stunde wandern sollte man einen Liter Wasser mitführen! Dehydration ist ein großes Gesundheitsrisiko. Außerhalb der Touristengruppen, die am Abend wegen des Sonnenuntergans kommen, sind unter Tag kaum Menschen hier.

Nach einer Rundfahrt im Valle, mit Stopp bei der Salzformation tres Marias steige ich noch  auf die 60 m hohe Düne, von welcher sich ein 360 Grad Panoramablick über das Tal bietet.

Wir wollten von hier zu den Tatio Geysiren fahren, mussten aber auf halber Strecke wieder umdrehen, wegen Höhenproblemen meiner Mum. Also nochmal zurück nach San Pedro.

Wir starten Plan B – die Küste und verlassen San Pedro Richtung Calama. Die Stadt selbst hat nicht viel zu bieten, ist hauptsächlich Wohnstadt für die Mineros im Umkreis und für alle Firmen, die mit Minen und Ausstattung zu tun haben. Unser Hauptziel ist auch nicht die Stadt, sondern die Mina Chuquicamata – Eine riesige Kupfermine, hier wurde das größte Loch von Menschenhand gegraben. Es ist auch gleich eine Führung für uns verfügbar, sie starten im einen Gebäude der Minengesellschaft in Calama.

Die Führung dauert etwas über 3 Stunden und führt uns zunächst in die Stadt Chuquicamata. Hier lebten früher die Mineros. Da die Mine immer mehr Platz braucht und täglich 100tausende Tonnen Abraum anfallen, musste Platz her um diesen zu lagern. Ein Teil der Stadt wird heute wie ein Museum behandelt, der Rest der Stadt verschwindet langsam unter riesigen Geröllhalden.

25000 Menschen wurden von hier nach Calama umgesiedelt. Die Mine ist der größte Arbeitgeber der Region, aber auch der größte Umwelt-Verschmutzer. Darauf wird in der Führung natürlich nicht eingegangen. Es wird aber  berichtet, das chemische Abwässer sogar die Hafenstadt Antofagasta erreicht haben und dort das Grundwasser belasten. Wir erfahren, dass die riesigen Muldenkipper 365 Tage im Jahr, 24 Stunden am Tag Kupferhaltiges Gestein aus der Grube fahren, über 100 Lastwagen sind im Einsatz. 260000 Tonnen Gestein wird Täglich aus der 5 Km langen, 3 Km breiten und über einen Km tiefen Grube gefahren. Mittlerweile ist der Großteil davon nur wertloses Gestein, denn um tiefer zu gehen, müssen die Seitenränder der Grube weiter zurückgebaggert werden. Das kommt zu teuer und ist unwirtschaftlich, deshalb wird die Grube jetzt auf Untertagebau umgerüstet. 20 Km Tunnel sind bisher gegraben worden, in den nächsten 70 Jahren sollen 1200 weiter Km folgen und die Mine auch die größte Unterirdische der Welt werden.

Nach dem Herausbaggern wird das Gestein gebrochen und gemahlen. Dann wird schäumende Chemie zugesetzt und das Kupfer wird mit  dem Schaum abgeschöpft. Das Gestein sinkt zu Boden. Per Elektrolyse setzt sich da Kupfer dann innerhalb 10 Tagen auf Edelstahlplatten ab, erreicht eine Reinheit von 99,7 %. Da das noch zu unrein ist, wird das Kupfer im Schmelzofen bei 1400 Grad verflüssigt, und von den anderen Metallen getrennt. Schließlich liegt die Reinheit bei 99,99%. Ein „Hauptabfallprodukt“ ist Molybdän. Gebraucht führ Werkzeugstahl. Das wird Verkauft und erzielt ein Einkommen, das den Betrieb der Mine finanziert. Das gesamte Kupfer ist Profit!

Die Führung dauert wie gesagt 3 Stunden, davon dürfen wir aber nur 5-6 Minuten in die Abbau-Grube hineinschauen, Die Feinstaubbelastung ist so groß, das sie aus Sicherheitsgründen ungeschützt nicht mehr erlauben. Die Staubwolken der Mine sieht man schon aus 100 Km Entfernung, je nach Wind sieht man in der Grube Teile klar oder auch fast gar nichts. Reine Bilder sind unmöglich zu machen. Trotzdem ein gewaltiger Anblick.

Meinen Eltern gönne ich am Abend auch einen gewaltigen Anblick – Weindis-Spezial Burger. Sie sind begeistert.

Auf unserer Weiterfahrt Richtung Küste treffen wir auf einen Spezialtransport eines neuen Minentrucks. Solche Fahrzeuge in Natur zu sehen ist weit imposanter als im Fernsehen. CAT 793C: einige Daten: 384 Tonnen Maximalgewicht, Zuladung 220 Tonnen, 2300 PS, 153 m3 Ladevolumen, 4500 l Dieseltank, 1022l Differenzial Ll, 775 l Kühlflüssigkeit 13.5 m lang, 8 m breit, 1 m Bodenfreiheit unter der Achse, Reifendurchmesser fast 3,8 m

Die Fahrt an die Küste verläuft von hier an sehr dunstig, Hier sind viele weitere große Minen, deren Staubbelastung ist enorm. Die Straße ist gut ausgebaut und wir erreichen zügig Antofagasta, eine große Hafenstadt im Norden. Antofagasta hat Flair. Zum Einen sind noch alte Holzhäuser von früher vorhanden, die renoviert wurden, zum 2. hat die Stadt dieses morbide und leicht –Entschuldigung- abgefuckte Ambiente, das mir an solchen Städten gefällt. Rustikale Bierkneipen mit Hafenarbeitern, kleine Imbissbuden, bisschen Rotlicht. Der Fischmarkt ist nett, für die Stadtgröße klein. Wir essen Ceviche und mit Shrimps und Käse gefüllte Empanadas. Wir kommen in einem kleinen Hostal unter, Camping gibt es hier nicht, und finden einen Parkplatz bei einem netten alten Mann, der sich so freut, dass ich als Österreicher hier bei ihm parken will. In der Nähe unseres Hostal finden wir dann auch gleich unsere neue Stammkneipe, den Bundesschop. Das Bier ist kalt, wird teilweise in 6,5 l Gefäßen serviert, das Essen gut und die hübschen Mädels hauteng eingezogen. Da kann man’s aushalten. Leider wollten sie nicht fotografiert werden.

Auf unserem Rundgang entdecken wir einen Getränkelaster, da liegt ein Teil der Ladung auf dem Dach herum. Das wäre was für die Ladungssicherungskontrollen der deutschen Polizei. Das käme bei uns warscheinlich ins Fernsehen. Wehe eine Follbremsung……

Am Sonntag haben wir Glück, ein große überregionale Tanzveranstaltung findet an der Plaza statt. Wir ergattern einen guten Platz und sehen uns die insgesamt 18 Tanzgruppen an, die Tänze zu verschiedenen Themen oder Ländern aufführen. Anschließend ist die Stadt voll mit Menschen. Wir essen anschließend im Mercado Central. Echt lecker.

Am Montag setzen wir unseren Stadtrundgang fort und beobachten radikales Vorgehen gegen Vogelnester. Die Ausscheidungen der Vögel ist so agressiv, das die Bäume regelrecht absterben. In den Bereichen der Nester sind die Bäume völlig kahl. Um die Bäume sich erholen zu lassen und die Vögel zu vertreiben, werden die Äste mit den Nestern gnadenlos heruntergeschnitten. Incl. den Kleinvögeln.

Abends zieht es uns wieder in den Bundesschop. Wir haben einen lustigen Abend mit ein paar Tischnachbarn.

Am nächsten Tag reisen wir weiter, besichtigen Vormittag noch den Friedhof, de sehenwert ist und das alte Eisenbahngebäude. Wir bekommen hier eine Privatführung, da das Gebäude normal nicht für die Öffentlichkeit  frei ist.

 

Nördlich der Stadt steht ein Steinbogen im Meer, aus weichem Muschelkalk, geformt von Meer und Wellen. Wir folgen der Küstenstraße von hier aus nach Iquique. Wir kommen an einigen sehr sehr armen Fischerdörfern vorbei, an einem uralten, verwitterten Friedhof, auf dem interessanterweise sehr viele Kinder begraben liegen. Fast jedes 2 Grab ist ein Kind, die Grabstätte verziert mit Spielzeug oder einem Teddybär. Normalerweise würde ich hier auf ein Unglück tippen, aber unterschiedliche Todesdaten bestätigen das nicht. Leider bekam ich keine weiteren Infos darüber heraus.

Es war ein wenig schwierig einen geeigneten Schlafplatz zu finden, die Küste ist steil und unzugänglich. Einige km südlich von Topocilla haben wir doch noch was gefunden. Weiter nördlich werden die Strandabschnitte Phasenweise breiter und flacher. Wir stoppen in Guinillas, einem kleinen Ort, der im Salpeterkrieg 1889  aufgegeben wurde. Wir sind hier Alleine, 2-mal kommen Krabbenfischer vorbei. Wir sammeln Muscheln, laufen am Strand herum und auch hier ist wieder ein alter fast vermoderter Friedhof zu finden. Auf und unter den Steinen leben sehr viele Eidechsen. Wir füttern sie mit kleinen Wurstwürfeln, es dauert nicht lange, dann balgen sich 25 Eidechsen um das Futter. Währenddessen ich und meine Mum die Eidechsen beobachten, hält mein Dad Nachmittags-Siesta.

Ja, er zieht schon von den einheimischen Gewohnheiten an!

Wir erreichen Iquique und mögen die Stadt sofort. Frei offen, breiter langer Strand, viele Restaurants. Es wird auch viel gebaut hier, was für Aufschwung spricht. Wie gesagt wir fühlen uns wohl.  Es ist noch viel vom historischen Stadtkern geblieben, teilweise werden die alten Holzhäuser renoviert, Sie haben eine Fußgängerzone geschaffen in der Straße mit den meisten dieser alten Holzhäuser und haben sogar die alten Bürgersteige aus Holz nachgebaut. In einem Teil dieser Straße befinden sich Bars und Restaurants, dazu eine Universität und ein hervorragendes Museum mit kostenlosem Eintritt. Teilweise ist die Straße jedoch leer, Die Idee dieses Konzeptes ist grundsätzlich gut, mit der Umsetzung gibt’s wahrscheinlich Probleme.

An der Plaza spielen Musikanten, es wird getanzt und im Hafen ist viel los. Von den Fischabfällen werden die Seelöwen gefüttert, die bis zum Parkplatz heraufklettern. Sie sehen so schwerfällig aus, können sich aber sehr schnell bewegen. Ganz zu nahe kommen sollte man ihnen nicht.

Auffallend in der Stadt war auch, dass die Autofahrer sehr rücksichtsvoll unterwegs sind, bei Zebrastreifen wird immer sofort mit Warnblinkanlage angehalten. Ich treffe mich hier mit Lucho, Er fährt Landrover, arbeitet fürs Gesundheitsministerium und bestellt für mich die Ersatzteile die ich für meinen Landy benötige. Der Deckel und das Thermostat. Wir müssen ein paar Tage in der Stadt bleiben um darauf zu warten, was uns gar nicht schwer fällt.

Wir besichtigen das Museum ausgiebig, Es sind auch alte Mumien zu sehen, gehen zum Mercado, Besichtigen den Nachbau der Esmeralda, einem Kanonen segler der chilenischen Marine. Dieses Schiff spielte eine wichtige Rolle im Salpeterkrieg mit Peru und wurde schließlich versenkt. Heute glänzt der Nachbau im Hafen in der Sonne und soll ein Denkmal für die Tapferkeit der chilenischen Marine darstellen.

So schön es hier war, die dunkle Seite der Stadt sollte ich bald zu spüren bekommen – Einbruch und Diebstahl in meinem Landy.

Wir schliefen im Backpackers  Hostal, fast am Strand gelegen. Super Lage. Leider ohne Innenparkplatz. Die Rezeptionistin machte mich beim Einchecken darauf Aufmerksam, dass die Gegend generell nicht die Allersicherste ist. Das wird ja öfters wo gesagt. Dazu kommt auch ein bisschen meine Schuld, durch Nachlässigkeit und Faulheit. Der nächste bewachte Parkplatz ist über einen Km entfernt. Und an der Kreuzung war ein Platz, einsichtig von allen Seiten, hell erleuchtet von mehreren Straßenlaternen – Was soll hier schon passieren. 3 Nächte ist auch nichts passiert. Als ich am 4. Morgen zum Auto gehe, Etwas aus dem Kühlschrank holen fürs Frühstück, sehe ich schon von weitem, da etwas auf der Straße liegt, was normal im Auto liegen sollte. Ich gehe schneller uns sehe sofort, das die hintere Seitenscheibe eingeschlagen ist. Scheiße. Verdammt!

Generell haben sie nichts Wichtiges geklaut, die sogenannten „Wertgegenstände“ waren sicher verstaut im Heck. Wertgegenstände, Es heißt ja immer, das Auto ist kein sicherer Ort, man soll keine Wertgegenstände im Auto lassen. Wo ist Grenze? Wie definiert man Wertgegenstände? Ich jedenfalls falsch. Schlafsack, Isomatte, 2 Sonnenbrillen, Bergschuhe, Campingstuhl, ein kleines Taschenmesser. Eine leere Tasche, ein Stativ, das unter all dem war, darauf habe ich wirklich vergessen und um dieses Teil ist mir auch am meisten leid. Wenn ich die Neupreise zusammenzähle, ist mehr als ein Tausender futsch. Das ärgert mich heute noch, beim Schreiben des Berichtes.

Für die Lokale Bevölkerung ist alles von „Wert“ das sollte allen eine Warnung sein, Parkt euer Auto sicher, auch wenn es unbequem ist und lasst nichts im Auto!

Mit der Zeit neigt man nachlässig zu werden. Mir ist bis jetzt erst 3 Mal in meinem Leben etwas gestohlen worden (davon 2 Mal in Österreich), es war das erste Mal, das mit Gewalt in mein Auto eingedrungen wurde. Wenn lange nichts passiert, neigt man zu „mir passiert schon nichts“.

Viele Städte, Iquique im Besonderen hat eine große Drogenszene. Beschaffungskriminalität. Die unterscheiden nicht ob Ausländer oder Inländer, Reich oder nicht, der kommt des Weges, sieht seine Chance und schlägt zu. Egal wo. Hell oder Dunkel etc….

Ich war 3 Stunden beim Glaser, eine neue Seitenscheibe zuschneiden und einbauen, in dieser Zeit kamen noch 9 andere Fahrzeuge mit eingeschlagener Scheibe. Der Glaser erzählt, das ist ein ganz normaler Tag. Na ja, zumindest er ist ein Gewinner dieser Situation.

Später erfuhr ich, das andere Reisebekanntschaften auch Opfer in Iquique geworden sind, nur ein paar Tage nach mir, die haben mehr Stress am Hals, die brauchen neue Pässe etc…

Ohne Diebstahlversicherung bzw., wenn es nicht um Dokumente geht, ist die Polizei nicht an einer Anzeige interessiert, weil es nur Aufwand ohne Nutzen ist.

Daraufhin war erst mal Frust-Burger Essen angesagt.

Wir verbrachten noch einige weitere nette Tage in der Stadt, am Strand und am Grill.

Als dann endlich meine Ersatzteile da waren, schnell zum Mechaniker, das Thermostat tauschen und das Kühlwasser ablassen und durch neues in dem richtigen Mischverhältnis ersetzen. Einziger Wehrmutstropfen, es wurde der falsche Deckel für den Ausgleichsbehälter geschickt, beim TD5 gibt es e verschiedene Varianten.

Als dann alles erledigt war, brachen wir auf nach Santa Laura und Humberstone. 55 Km von Iquique im Inland.  Santa Laura und Humberstone waren Salpeterminen. Die Salpeterminen verhalfen der Gegend zu frühem Reichtum. Das heißt eigentlich nicht der Gegend sondern nur den reichen Besitzern der Minen. Bevor man Salpeter künstlich herstellen konnte ( einem deutschen Forscher zu verdanken), war es speziell für die Produktion von Schießpulver und später auch als Kunstdünger von großer Wichtigkeit.

Santa Laura und Humberstone sind 2 Minen, Fabriken und Orte, die noch einigermaßen erhalten sind, heute als Freilichtmuseen dienen und Unesco Welterbe sind. 1872 gegründet lebten zur Hochblüte Anfang der 20er Jahre 4000 Menschen hier. Nachdem in den 30er Jahren der Markt einbrach, durch die Erfindung der Ammoniak-Synthese durch Karl Bosch und Fritz Haber, brachen schwere Zeiten für die Minen an. Sie wurden endgültig 1961 geschlossen und wurden zu Geisterstädten. 2005 wurden die Orte von der Unesco auf die Liste der gefährdeten Welterbe gesetzt. Es gab hier alles bis zur Schule, viele Maschinen kamen aus Deutschland und England. Die Minenbesitzer führten eine eigene Währung ein, in der de Lohn ausbezahlt wurde. Diese Währung war nur in der jeweiligen Mine gültig. Das heißt, der Lohn wanderte auf diese Weise über Lebensmitteleinkauf, Theaterbesuch, Schulkosten, Bordelle etc. wieder an den Minenbesitzer zurück. Teilweise verschuldeten sich die Mineros hoch, da sie es am Wochenende in den Bars krachen ließen und gerieten mehr und mehr in die Abhängigkeit ihres Chefs. Mehr Schulden hieß mehr Arbeiten – ein Teufelskreis.

Von hier sind es noch ein paar hundert Km bis nach Arica, dabei führt die Straße 2 Mal hinauf auf 1300 m und gleich wieder hinunter auf Meereshöhe. Reine Wüste, nur einmal unterbrochen durch einen Grünstreifen. Bäume und Sträucher, die scheinbar in einer Salzlandschaft wachsen. Kann ich mir nur durch eine unterirdische Wasserader erklären.

Nach langer Fahrt durch Sand in allen Farben und Schattierungen erreichen wir Arica, die nördlichste Hafenstadt Chiles. Die Stadt ist Hafen und Grenzstadt (die Grenze nach Peru ist 16 Km entfernt und hat soweit nicht viel zu bieten. Die Plaza ist nett und das Zentrum eng. Fußgängerzone mit Kaffees. Am Rande des Zentrums erhebt sich der Morro, den man zu Fuß oder per Auto erklimmen kann. Von hier Oben hat man einen wundervollen Ausblick über die ganze Stadt und den Hafen. Südlich des Hafens ist ein kleiner Badestrand mit einem netten Lokal, Nördlich der Stadt erstreckt sich bis zu einem militärischen Sperrgebiet an der Grenze – das noch vermint ist -  ein breiter flacher Strand. Hier an diesem nördlichen Strand, einige Km außerhalb der Stadt quartieren wir und in einer Cabana ein.

Wir nutzen Arica als Basis und brechen von hier auf zum Lauca Nationalpark. Unser Problem dabei ist, wir haben durch unsere lange Zeit an der Küste unsere vorherige Höhenakklimatisation komplett verloren. Uns richtig anpassen um dort oben zu schlafen würde uns viele Tage kosten, die wir nicht mehr haben.

Deshalb entscheiden wir uns, die Tour in 2 Tagen durchzuziehen. Tag 1, wir fahren erst einige Km durch das Lluta Tal, das mit Hilfe von Bewässerung einiger Bäche urbar gemacht wurde, und für die Landwirtschaft hier unentbehrlich ist, in grünem Kontrast zur braun- und ockerfarbigen Wüste.

Hinauf in eine erste Hochebene. Hier verschwindet jegliches Grün und die Straße windet sich in vielen Kurven immer höher. Ich wollte bei  ca. 2500 m Höhe unser Nachtlager aufschlagen, leider findet sich kein ebener Standplatz. Wir fahren weiter auf 3200 m Höhe und halten an einer Trucker-Raststätte in Zapahuira. Wir können einigermaßen windgeschützt neben dem Haus parken und  uns in der Raststätte aufhalten. Das passt soweit, wenn nur die etwas zu hohe Höhe nicht wäre.

Ich selbst hatte nie auf all meinen Reise Probleme mit Höhe, nicht mal als ich mit dem Flugzeug von 0 auf 3800 m hoch geflogen bin, nach Puno am Tititacasee. Mein Dad zeigte während dieser Reise auch keinerlei Symptome oder Probleme. Nur mit meiner Mum war es während der gesamten Reise schwierig – Man hat es oder nicht. Und prompt hatte sie große Probleme in der Nacht, Wir wollten schon fast mitten in der Nacht zusammenpacken und wieder tiefer fahren. Ich entschied mich aber erst mal den Medizinkasten auszupacken und gab meiner Mum einen Mix aus Nifedipin, Dexamethason und einer starken Kopfschmerztablette. Wir warteten noch bis zum Morgen, und haben Glück, meine Mum ist fast beschwerdefrei und ich beschließe, dass wir weiterfahren. Sollten sich die Beschwerden wieder verstärken, können wir jederzeit wieder umdrehen und sind in 3 Stunden unten.

Wir passieren den Ort Putre – hier stoppen  wir auf der Rückfahrt – und folgen der gut asphaltierten Straße bis auf den Altiplano, hier etwas über 4520 m hoch.

Wir stoppen einmal um wegen dem Kühlwasser zu schauen, stehen also mit offener Motorhaube am Straßenrand, prompt hält nebenbei ein bolivianischer Tieflader, der leer ist, und fragt ob wir ein Problem haben, er würde uns mitnehmen wenn’s ist. Da sieht man wieder wie nett und hilfsbereit hier der Großteil der Menschen ist.

 Der Vulkan Parinacota taucht am Horizont auf, der höchste Berg hier mit 4342 m.

Die Landschaft ist atemberaubend und das nicht nur wegen der Höhe. Wir erreichen den Lauca Nationalpark und den Lago Chungara. Der 21 km2 große See gehört zu den 15 höchsten der Welt. 130 verschiedene Vogelarten sind hier im Laufe eines Jahres zu finden, darunter auch Flamingos. Im Hintergrund ist auch der Vulkan Sajama in Bolivien zu sehen, mit 6542 m der höchste Berg Boliviens. Die ganze Hochebene ist von Bergen, die teilweise über 6000 m hoch sind umgeben. Wir genießen diese unbeschreibliche Landschaft einige Stunden ohne Beschwerden und statten auf dem Rückweg Putre noch einen kleinen Besuch ab und bekommen beim Besuch eines kleinen Gasthauses ein leckeres Alpaca-Fleisch zu essen.

Von Foz de Iguazu sind wir zusammen 4500 km mit dem Landy gefahren, das macht in 45 Tagen einen Schnitt von 100 km. Dazu von Arica nach Lima per Bus, das macht weitere 1350 km.

Zurück in Arica bereiten wir den Landy für das Parken vor. Ich stehe früh auf, weil ich erst noch über die Grenze, ausreisen und wieder einreisen muss, damit ich in Chile wieder die vollen 90 Tage Aufenthalt habe. Ich bin um 7 Uhr an der Grenze, dort wird mir mitgeteilt, dass ich für diesen Grenzübergang ein Formular brauche, das bekomme ich am Busbahnhof in der Stadt. Scheiße, das geht ja gut los. Widerrede hilft nicht, ich hatte in Chile noch nie ein anderes Dokument als meinen Reisepass und den Fahrzeugschein gebraucht. 18 km zurück ins Stadtzentrum, Gott sei Dank hat das Büro im Busbahnhof schon auf und ich lasse mir die Declaracion de Vehiculos y Pasajeros in 8-facher Ausführung ausstellen. 4-fach für Aus und 4-fach für Einreise. Kostet mich gnadenlose 1,40 Euro. 18 Km wieder zurück und in 20 min bin ich in Peru. Der Beamte des peruanischen Zolls schaut nicht schlecht als ich 10 Minuten später schon wieder bei Ihm bin um das Temporäre Einfuhrdokument für den Landy wieder abzugeben weil ich ausreisen will. Ist aber kein Problem. Einreise Chile ist dagegen wieder langwieriger, da ich alle Rucksäcke, Kisten und Taschen ausladen und röntgen lassen muss. Kostet mich wieder fast eine Stunde. Spät aber doch hole ich  meine Eltern in der Cabana ab und fahre sie zum Busbahnhof mit dem Gepäck. Dann suche ich David auf. David lebt in Arica, fährt Landrover und hat mir einen Parkplatz in seinem Haus zur Verfügung gestellt, damit ich mir während meines Thailandaufenthalts keine Sorgen um die Sicherheit meines Fahrzeugs machen muss. Nach dem alles Verschlossen und Abgeriegelt ist, fährt er mich zum Busbahnhof und um 2 Uhr nachmittags geht’s los. 1350 Km ohne Landy, dafür in einem Luxusbus, Cama Klasse. Da dürfen sich die deutschen Fernbusse noch 2 Scheiben abschneiden. 22 Stunden sind kein Problem wenn man gut sitzt, bzw., wenn man sich in der Nacht hinlegen kann. Verpflegung, alles dabei.

Von Foz de Iguazu sind wir zusammen 4500 km mit dem Landy gefahren, bei 45 Tagen Reisezeit enspricht das 100 Schnitt pro Tag. Dabei haben meine Eltern 15 Nächte im Dachzelt geschlafen. Der Rest verteilt sich auf  Hostals und Guesthäuser.  Von Arica nach Lima kommen nochmal 1350 km per Bus dazu.

Wir kommen ausgeruht in Perus Hauptstadt an und checken in einen kleinen Guesthouse ein. – Tipp für Selbstfahrer, Fahrt von Chile via Bolivien in Perus Berge, die Strecke entlang der Küste Süd Perus lohnt sich nicht.

Oft hört man, Lima ist nicht schön. Können wir nicht bestätigen. Ich meine Großstadt ist Großstadt aber das historische Zentrum ist nett anzuschauen. Von der Kathedrale, Gebäuden mit alten klassischen spanischen Balkonen, Märkten, dem Präsidentenpalast, der  hervorragend bewacht wird, die Fußgängerzone und mehr, beschäftigt auf alle Fälle 2 Tage. Dazu gibt es noch die modernen Stadtviertel Richtung Meer, wie Miraflores.

Während unseres Rundgangs finden wir ein kleines altes Lokal und essen einen zarten gebratenen Schweineschinken im Brötchen, begleitet von einem kalten Bier und laufen den ganzen Tag herum. Für das Wochenende ist ein großer Event im Zentrum angesagt, musikalisch und kulturell, überall werden Bühnen aufgebaut. Das können meine Eltern  noch genießen, während sie auf den Abflug warten, durch einen Timing Fehler fliege ich nämlich schon einen halben Tag vor meinen Eltern ab, weil ich mich in deren Abflugdatum verschaut habe.

Sie waren darüber natürlich sehr traurig, aber was kann ich jetzt noch machen.  Eine Überraschung erwartete sie dennoch. Ein Lunch in einem der besten Restaurants der Welt. Dem Astrid y Gaston. Dieses Restaurant ist schon lange eine Institution in Südamerika und ich war 2012 schon mal bei Gaston Asturio zu Gast. Damals noch in seinem alten Restaurant.

Gaston ist Peruaner, hat in Frankreich das Kochhandwerk erlernt und als er zurückkehrte begann er klassische französische Küche mit peruanischen Zutaten zu kochen und immer weiter zu perfektionieren. Mittlerweile hat er mehrere  Gastronomie-Konzepte erfunden und betreibt mittlerweile über ein Dutzend Restaurants und eine Kochschule, hat mehrere Kochbücher geschrieben.

Vor einigen Monaten ist er mit seinem Hauptrestaurant umgezogen und hat sein neues Flaggschiff-Restaurant  in dem 300 Jahre alten Casa Moreyra wiedereröffnet.

3 Gastronomiekonzepte bietet er hier an, vom Sternerestaurant bis zu legererem.

Über 6 Millionen Dollar hat er hier investiert, die Küchen und Geräte gehören zu den Besten die es gibt. Das Hauptrestaurant beherbergt 50 Plätze, insgesamt kann er bis zu 300 Gäste bewirten und richtet auch Events aus. 140 Angestellte, davon 60 Köche, die in 5 Küchen arbeiten, von denen auch einige aus Europa kommen und hier lernen. Es gibt zb. eine eigene Küche, in der werden nur die großen Menüs für das Hauptrestaurant gekocht. Und dieses große Menü haben wir gegessen – genossen. 27 verschiedene Geschmäcker wurden uns serviert, begleitet von 2 Cocktails und 12 verschiedenen Weinen. Kräuter aus dem eigenen Garten, Gemüse, viel Meeresgetier und Fisch, insgesamt kommt nur 2 Mal Fleisch vor. Selten solch intensive Aromen verkostet. Für mich zu recht eines der besten Restaurants der Welt. Wir bekommen auch eine Führung durch das Gebäude, wechseln ein paar Worte mit den Köchen, sie verfolgen hier in sehr offenes Konzept in dem jeder  auch hinter die Kulissen schauen kann.

In der Pellegrino´s The World´s 50 Best Restaurants Liste wird Astrid y Gaston 2014 als Nr. 18 geführt. Die Speisekarte habe ich abfotografiert, für die Detail Liebhaber.

So, Überraschung geglückt und jetzt ab in den Flieger. Ich gönne mir jetzt eine kleine Auszeit vom Reisen und verbringe die nächsten Wochen in Thailand. Ein bisschen Relaxen, Asiatische Kultur genießen und das gute Essen.

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