Peru Teil 5, Probleme im Norden

 

 

Probleme:

Einreise in Peru, gröbere Motorprobleme in den Bergen

 

Reiseroute:

Grenze Macara – Tambo Grande – Piura – Lambayeque – Tucume – Lambayeque – Pimentel – Santa Rosa – Puerto Eten – Lambayeque – Motupe – Tupac Amaru -Coral Quemado – Bago Grande – Pedro Ruiz – Cocachimba, Cataratas Gocta – Chachapoyas -  Kuelap Ruinas – Balsas – Celendin – Cajamarca – San Marcos – Cajabamba – Huamachuco – Mollepata – Pallasca – Chuquicara – Huallanca – Caraz – Canon de Pato – Caraz – Huaraz – Lima – München – Nürnberg – Ach – München - Lima

 

 

Reisezeitraum:

4. Juni bis 28. Juli

 

Reisebericht:

 

Ich freute mich auf die Rückkehr nach Peru, auf dieses vielseitige Land, das von rauer Küste über Wüsten bis zu Schnee und Eis bedeckten Bergen der Cordillera Blanca so einiges zu bieten hat.

Doch erst einmal waren die Hürden der Einreise zu bewältigen, und auch dieser Grenzübergang hielt dazu eine Geschichte parat.

 

Das Auschecken in Ecuador ging einigermaßen schnell und problemlos, wir (Wer Ecuador noch nicht gelesen hat, es fährt seit Ibarra Lena mit mir Richtung Lima) fuhren über die Grenzbrücke und ergatterten einen Parkplatz gleich vor dem Schalter der Einreisebehörden. Die Pässe waren auch hier schnell gestempelt und bevor ich den Zoll aufsuchen konnte, musste ich noch eine Autoversicherung besorgen. In einem örtlichen Restaurant verkauft der Wirt neben einiger kleiner Imbisse auch Autoversicherungen. Nach 10 Minuten und um 18 US Dollar ärmer hielt ich eine Versicherung für meinen Landy für 3 Monate in den Händen.

 

Damit und den restlichen Autopapieren ging ich nun zum Zoll. Da ich vor einem Jahr schon durch Peru gereist war, waren meine Daten in deren Computersystem vorhanden, also sollte die Ausstellung meines temporären Reisepermits nichts im Wege stehen und der Büro Kram rasch zu erledigen sein. Tja – meine Einschätzung lag wieder mal falsch, es dauerte und dauerte. Peru hat einen, kurz vor der Pensionierung stehenden Beamten an diese Grenze gesetzt, der von Computern ungefähr so viel Ahnung hat wie ein Autobuschauffeur vom Fliegen eines modernen Verkehrsflugzeuges.

 

2 Stunden lang tippte er mit einem Ein-Fingersystem in die Tastatur, suchte verzweifelt die richtige Eingabemaske, hat mich um Rat gefragt. Es endete damit, dass er mir seinen Platz anbot und ich selbst versuchte meine Daten in das Zollsystem einzugeben. Es klappte nicht.

Der Auslöser dafür war ein klitzekleines Problem: Mein neuer Reisepass. Wollte er meinen bestehenden Datensatz ändern, bekam er als Meldung „Datensatz inkorrekt“ auf den Bildschirm, Wollte er einen neuen Datensatz anlegen, kam die Meldung, das ich im System ja schon vorhanden sei. Zwischendurch fertigte er immer wieder mal Peruaner ab, wenn die Warteschlange zu lange wurde und so wurde es Nachmittag. Missmutig beschlossen Lena und ich, hier vor dem Zollgebäude zu übernachten, parkten den Landy um und bauten das Dachzelt auf. Der Beamte entschuldigte sich andauernd. Lud mich zum Essen ein und erklärte mir, dass er sich das nicht erklären könne, aber morgen käme ein Computerspezialist.

Dann wollen wir mal warten. In einem verfallenen öffentlichen Gebäude konnten wir duschen, ohne fließend Wasser, wir mussten erst mal Vorbereitungen treffen, da die Dusche voll Gerümpel lag, es stank fürchterlich nach Urin, da die Piss-Rinne seit Jahren nicht mehr gereinigt wurde. Aber verschwitzt bei 38 Grad nimmt man, was hergeht. Ich bin sowas mittlerweile gewöhnt, für Lena war das sicher die rustikalste Dusche ihres Lebens.

 

Die Nacht verging einigermaßen ruhig und am Morgen präsentierte mir der Beamte stolz mein Permit. Ich las es genau durch und stellte sofort fest, dass dies auf die alte Passnummer lautet. Der neue Beamte erklärte mir, dass es in Peru nicht möglich sein, personenbezogene Daten zu ändern. Gut das ich den alten Pass noch mithatte um ihn bei Kontrollen mit vorzuzeigen im Fall der Fälle. Ansonsten gäbe das wieder viel Erklärungsbedarf. Wenn ich das richtig verstanden habe, hat jeder Peruaner eine lebenslange Erkennungsnummer. Keine Ahnung, warum wir in Europa bei jeder Pass-Neuausstellung eine neue Nummer bekommen, wieso es bei uns keine lebenslange gleichbleibende Registrierungsnummer gibt.

Nach 22 Stunden in dem staubigen Grenzkaff verabschiedeten wir uns von den überforderten aber doch netten Beamten. Auf den ersten Kilometern der Straße wurde sofort augenscheinlich, das wir uns ein einem anderen Land befinden. Ab jetzt teilten wir uns die Straßen wieder mit Kühen, überladenen Fahrzeugen und Millionen von Autorikschas. Die 3-rädrigen kleinen Biester hatte ich schon vermisst.

Wir fuhren in einem Rutsch durch nach Lambayeque, dass das Museum Tumbes Reales de Sipan beherbergt. Da wir an dem Wahl-Sonntag der Präsidentenwahl in Peru dort ankamen, hatte es geschlossen und am Montag ist der traditionelle Ruhetag des Museums. Wir änderten unseren Plan und fuhren am Montag nach Tucume um uns das Museum die die Pyramiden der Moche Kultur anzuschauen. Ich war ja schon mal hier, in meiner ersten Peru-Fahrt. In erster Linie diente diese Tour und auch der Besuch folgender besuchter Orte in Nordperu um Lena die hiesige Kultur und Geschichte näherzubringen. Deshalb gehe ich auch hier nicht mehr in die Details ein, da diese schon in meinen früheren Reiseberichten aufgeführt sind.

 

Wir verbrachten einen gemütlichen halben Tag in den Ruinen, dessen Weitblick leider durch unzählige Brandrodungen der Bauern in der Umgebung getrübt war. Die Felder waren geerntet, die Pflanzenreste wurden angezündet um Asche = Dünger zu erhalten. Der dabei entstehende Rauch war unerträglich. Keine gute Zeit für gute Fotos. Da ich einen guten Freund an der Küste hatte, beschlossen wir diesen zu besuchen. Vielleicht erinnert ihr euch an Mike, den Schweiz-Peruaner in dessen Pizzeria ich vor eineinhalb Jahren einige Zeit verbracht hatte. Nach Puerto Eten war es nicht weit und so waren wir schnell da. Da momentan peruanischer Winter herrschte, an der Küste nix los war, wurde die tote Zeit für größere Bauarbeiten genutzt, der Ort größtenteils nicht befahrbar. Deshalb konnte ich auch nicht vor seinem Haus parken und campen. So blieb der Besuch leider nur kurz, wir drehten noch eine Runde und waren sprachlos ob der nie endenden Müllberge entlang der Straßen. Es ist unbeschreiblich, wie egal das den Bewohnern hier ist.

Wir fuhren zurück nach Lambayeque und ließen den Abend im Camping ausklingen.

 

Am Dienstag hatte das - meiner Meinung nach, zu den besten Museen Südamerikas zählende - Museo Tumbes Reales de Sipan geöffnet. Auch bei meinem zweiten Besuch in diesen Räumen war ich fasziniert von den dort ausgestellten Schaustücken. Leider dürfen keine Fotos gemacht werden.

Von der staubigen Küste weg führte uns die Straße immer weiter in die Berge hinein, es wurde abwechselnd bunter und grüner, die Landwirtschaft veränderte sich. Auffallend waren die wiederkehrenden Schilder an den Flüssen, dass das Fischen mit Explosivstoffen zu unterlassen sei. Interessant, was es hier so alles gibt. Man stelle sich vor, ein Fischer steht bei uns an der Salzach mit ein paar Stangen Dynamit in der Tasche. Kawumm, die Wasserfontäne jagt hoch, ein Knall, das die Burg grad so wackelt. Soll hier wohl öfters vorkommen.

 

Interessant zu erwähnen, dass wir auf der gesamten Ost-West Durchquerung der Anden von Olmos nach Jaen nur einen einzigen, nur 2130 m hohen Pass zu überqueren hatten. Ab diesem Pass, der keine 200 km von der peruanischen Pazifikküste entfernt liegt, alles Wasser sich auf den mehr als 4000 km langen Weg an die Atlantikküste macht.

 

Nach kurzweiligen 420 km erreichten wir den Ort Cocachimba am Taleingang der Gocta Wasserfälle. Auch an diesem, 770 m hohen Wasserfällen war ich schon, damals startete ich die Wanderung von San Pablo aus an der linken Talseite, diesmal von Cocachimba aus an der rechten Talseite. 6 Kilometer, oft steil bergab und steil bergauf mussten wir zurücklegen bis zum Fuße des Wasserfalls. Spektakulär. Nach mehr als 500 Meter Fallhöhe des Hauptfalls kam hauptsächlich weit durch das Tal sprühende Gischt am Boden an. Wir erwischten einen super Tag, hatten aber Glück, das wir genau rechtzeitig mit Beginn eines Gewitters mit heftigen Wolkenbruch zurück am Tickethäuschen waren. Auf den Campingplatz vor den Tickethäuschen entdeckten wir einen grauen Defender, den wir schon kannten. Es war Paul aus der Schweiz, den wir in Ecuador schon getroffen hatten.

 

Tags nach unserem Besuch ist ein Südkoreaner beim Fotografieren des Wasserfalls mehr als 500 m tief abgestürzt, momentan – Stand 2016 – dürfen Besucher nur mehr mit Führer auf den Wanderweg starten.

 

Nach einigen Kilometern Weiterfahrt durch ein wunderschönes Flusstal erreichten wir die Auffahrt zu den Ruinen Kuelap. Ich erinnerte mich gut zurück an die beschwerlichen 37 Kilometer zu den Ruinen. Diesmal ging es reibungslos, ich benötigte für die Strecke eine halbe Stunde weniger als letztes Jahr, geschuldet großen Bauarbeiten. Die gesamte Straße wurde neu planiert um den großen Lastwagen die Auffahrt zu erleichtern, die an dem riesigen Seilbahnprojekt arbeiten, die die Auffahrt über diese endlose Piste in ein paar Monaten sowieso der Vergangenheit angehören lassen. Leider hat nicht die bekannte österreichische Seilbahnfirma den Auftrag bekommen, sondern eine Französische.

Von Kuelap aus zieht sich eine tolle, spektakuläre, einspurige Straße über mehrere Bergpässe hinüber nach Celendin und weiter nach Cajamarca. Immer wieder eröffnen dabei sich gewaltige Ausblicke in die tiefen Täler und auf die hohen Berge.

In Cajamarca suchte ich Delo auf, den Mechaniker, bei dem ich damals mehr als eine Woche geblieben war, wegen der südamerikanischen Fußballmeisterschaften. Er empfing uns freudig, wir durften bei ihm stehen. Nebenbei ließ ich ihn die Bremsbeläge hinter wechseln und bat ihn, die ganzen Öle und Flüssigkeitsstände zu überprüfen.

Wir besuchten inzwischen das Stadtzentrum und den Markt. Lena war begeistert, aber als Vegetarierin schockiert über die tierischen Zustände des Marktes.

Als wir nachmittags zurück in die Werkstatt kamen, erzählte uns Delo, das mit dem Landy soweit alles klar war, die Flüssigkeiten passten, bis auf das Motoröl, dies sei knapp bei Minimum erzählt er.

Ich war darüber verwundert, da ich in Quito, also etwa 2500 km vorher das Öl genau auf Maximum gefüllt hatte. Normal braucht er wenig Öl. Aber gut. Ich gab ihm mein Öl und wir füllten gemeinsam nach, genau bis Maximum. Das waren eineinhalb Liter. Ich wusste zu diesem Zeitpunkt noch nicht, das mit diesem Ölwechsel etwas größeres seinen Lauf nahm.

Das nächste Hauptaugenmerk meiner Reise sollte sich um die Cordillera Blanca drehen. Fast 4 Wochen war ich letztes Jahr schon dort, die gewaltigen, vergletscherten Berge faszinieren mich, bieten exzellente Fotomotive und da auch hier klimabedingt die Gletscherschmelze voranschreitet, Forscher den Verlust von 60 bis 75 % der Gletschermasse in den nächsten 40 Jahren vorhersagen, schadet es auch nicht, diese spektakuläre Landschaft nochmal ein paar Wochen zu genießen, viel wandern zu gehen und auch der Fotografie zu frönen. Schließlich mangelt es hier definitiv nicht an geeigneten Fotomotiven.

 

Von Cajamarca aus schlängelt sich eine Rute durch die Berge die nur von wenigen Reisenden genutzt wird, da man wegen der nordperuanischen Lehmstädte und Pyramiden fast zwangsweise an die Küste muss. Teilweise führt die Strecke sehr einsam durch weite Hochtäler, in denen die Bevölkerung in ärmeren Verhältnissen von der mühseligen Landwirtschaft lebt. Die Felder liegen irgendwo an den Berghängen, kein Traktoreinsatz möglich, alles muss von Hand geerntet werden und per Hand zu den entfernt liegenden Straßen getragen werden.  Auch hier steigen die Nachfolger-Probleme. Die Alten leben ihr Leben, sind soweit glücklich in ihrer Heimat, kannten auch ihr Leben lang keine anderen Möglichkeiten. Die Jungen wachsen auch hier durchwegs mit Smartphone und Internet auf, bekommen oft andere Vorstellungen vom Leben und wandern ab in die Städte.

 

Unser Fahrtag fiel auf einen Sonntag, wir trafen öfters auf Menschen, die unterwegs waren in die Provinzstädtchen um ihre Ware auf dem Markt feilzubieten. Wir passierten mehrere dieser Märkte mit regem Treiben, Rinder und Schweine wurden verkauft und auf den Lastwagen um verladen, viele Menschen waren unterwegs, Tuk-tuk‘s und Minibusse verstopften die engen Dorfstraßen, manchmal entwickelte sich so eine Ortsdurchfahrt zum Spießrutenlauf.

 

Das Fahren war anstrengend, kaum einmal 50 Meter geht es geradeaus, eine Kurve windete sich an die andere. Spätnachmittags erreichten wir die einzige größere Stadt an dieser Rute, Huamachuco, sie lebt vom Erzabbau. Das Navi ist nicht genau, wir brauchen eine Zeit lang, bis wir die richtige Straße treffen, die uns zu größten touristischen Attraktion bringt, die die Umgebung zu bieten hat, die großen Ruinen von Marcahuamachuco. Diese riesigen, auf ca. 400 vor Christi datierten Wehranlagen sind auf das Volk der Wamanschuri – den Falkenmännern zurückzuführen. Auf 3300 m Höhe gelegen, erstreckt sich die Anlage über einen großen Bergrücken, sie ist in mehrere Sektoren unterteilt, die sich auf einer Fläche von fast 5 Kilometer  Länge und 500 m Breite verteilen. Bestehend aus 12 Meter hohen Mauern, mehreren riesigen Türmen, Plätzen und religiösen Stätten. Die Forschungen stehen noch am Beginn, Die Ruinen sind noch nicht sehr bekannt. Wir waren praktisch alleine, nur eine peruanische Familie und ein Pärchen durchwandern das Gebiet. Das Kassenhäuschen war leer, nur ein paar Wachmänner saßen im Schatten der Mauern und bewachten die Ruinen.

 

Mit dem Niedergang der Sonne frischte kalter Wind auf und wir entschieden nicht hier zu übernachten sondern an einem vermeintlich tiefer gelegenen Platz bei einem Bauern, der in IOverlander angegeben ist. Der Platz sollte auf 2500 m liegen, was speziell Lena, der häufig kalt war, goutierte. Leider war dieser Eintrag falsch wie wir bei Erreichen des Hofes feststellten, der Platz liegt auf 3500 m. Jemand hatte sich in dem Beitrag verschrieben. Lena durchzitterte hier eine der kältesten Nächte auf ihrer Mitfahrt durch Nordperu.

Mit den ersten Sonnenstrahlen standen wir auf und verließen den Bauern um auf eine kleine Piste abzuzweigen, die von nun an abenteuerlich durch die Berge zur Entenschlucht und weiter in die Cordillera Blanca führen wird. Das Pampasgras war noch von Raureif bedeckt, doch Lamas und Alpacas waren schon unterwegs auf der Suche nach Nahrung. Vom ersten Hügel aus konnten wir die weißen, schneebedeckten Berggipfel erkennen, wolkenlos in klarer Luft  waren sie fast zum Greifen nah. Um sie zu erreichen, lagen knapp 330 staubige, durchrüttelnde Pistenkilometer vor uns.

 

Die Straße schraubt sich in endlosen Kurven die Berge rauf und runter, um ein 4 Km Luftlinie breites Tal zu durchqueren, legten wir fast 24 Km per Straße zurück. Das Landschaftsbild änderte sich rapide, je weiter wir fuhren. Dominierte zuerst wie gehabt die Landwirtschaft, wurde es nach und nach trockener, dürrer, bunter. Die Landschaft wurde hier zu Wüste, statt Bäumen wuchsen jetzt Kakteen. Wir kreuzten alte verlassene Minenorte, das Tal verengte sich zu einer Schlucht, immer wieder durchfuhren wir rustikale, in Fels geschlagene Tunnel.

Bei Chuqucara trafen wir schließlich auf die Hauptstraße, die von Chimbote aus zum Canon de Pato – der Entenschlucht führt. Wir überquerten die Brücke und bogen auf diese – zu meiner Überraschung - neu präparierten Straße ab. War diese vor einem Jahr noch bockige Rüttelpiste, besteht die Straße heute aus einem Bitumenbelag, in den Kies eingewalzt wurde. Seit 2015 wurden 80 % der Straße fertiggestellt.

 

An der Brücke fragte uns ein Straßenbaubeamter, ob wir eine ältere Frau mitnehmen könnten, da wegen der Bauarbeiten, die ja noch in Gang waren, kein Bus fuhr. Kein Problem, wir luden die Frau und alle ihre Sachen ein und setzten unsere Fahrt fort. In den letzen 20 Prozent der Straße, die zum Teil gerade bearbeitet wurde bzw. sich noch in dem bekannten desolaten Zustand befand, ging auf einmal die Motorwarnlampe an. Ich ließ den Wagen am Straßenrand auslaufen, Verkehr gab’s praktisch eh nicht und in meiner ersten Idee überprüfte ich den Ölstand.

Oh Schreck! Das Öl stand am Messstab knapp 2,5 Zentimeter über Maximum! Wie konnte das sein? Und genau jetzt, bevor es 1500 Höhenmeter den Berg hinaufgehen sollte. Scheiße. Ölablassen bei heißem Motor war schlecht. Warten auch, da es schon dämmrig wurde. Mir fiel ein, dass ich einen langen, dünnen Plastikschlauch mithatte, der passte genau durch den Ölmessstab rein. Knapp eineinhalb Liter Öl musste ich absaugen um wieder den Maximum Stand zu erreichen, also ziemlich genauso viel, wie wir vor 500 km in Cajamarca eingefüllt hatten. Wie konnte das sein? Ich war etwas nervös.  War das Öl gar nicht weg gewesen? Während des Messens nur wo anders im Motor? Messfehler? Kann das überhaupt sein?

 

Vorsichtig setzte ich die Fahrt fort. Ohne weiteres erreichten wir um halb 8 Uhr abends den Campingplatz in Caraz. Total geschafft fiel ich nach mehr als 13 Stunden Fahrt müde ins Bett.

Normal wollte ich hier auf Charly und Roswitha treffen, Reisefreunde von mir. Jaime, der Bauer erzählte mir, das die beiden am Morgen aufgebrochen seien. Nochmal Scheiße! Ich dachte, Charly könnte mir helfen, auch da ich wusste, dass er in Deutschland ebenfalls Landrover fuhr. Internet gab’s die Tage hier auch keins. Wie üblich, passte auch hier wiedermal alles zusammen.

Am nächsten Morgen saßen wir gerade beim Frühstück, als Jaime mir erzählte, dass die Beiden nur eine Hand voll Kilometer entfernt beim Reiten standen. Er ruf bei dem dortigen Bauern an und kurz darauf hatte ich Roswitha in der Leitung. Sie kamen wieder vorbei.

Ich erzählte Charly das Problem, er wusste aber auch keinen Rat. Da Lena und ich gestern bei Dunkelheit durch den Canon de Pato gefahren sind und Charly und Roswitha ihn ebenfalls noch nicht gesehen hatten, beschlossen wir eine Tour durch den Canon zu machen, nebenbei war ich nicht alleine, falls etwas passierte. Wir waren überwältigt in der spektakulären Schlucht, die sicher ein Highlight des gesamten Landes ist.

 

TIPP: Auf der Fahrt von oben nach unten sieht man rechter Hand eine Staumauer nebst kleinen Stausee. Von hier an empfehle ich langsam weiterzufahren, 2 oder 3 Tunnel danach – ich erinnere mich nicht mehr genau – zweigt genau nach der Tunneleinfahrt ein Nebentunnel nach rechts – also Richtung Fluss – ab, der ist durch eine Schranke für Fahrzeuge versperrt. Parkt vor dem Tunnel – genügend Platz auch für LKW vorhanden – und geht durch den Nebentunnel in die Schlucht. Für mich der spektakulärste blick in den Canyon. Es gibt einen kleinen Weg, der durch diesen Abschnitt führt, am Ende des Tunnels wieder die Straße erreicht. Aber Vorsicht, der Weg ist ausgesetzt.

 Anschließend wollten wir zur Llanganuco Lodge fahren, um im Internet das Blacklandy-Forum zu befragen.

Während der Fahrt ging wieder die Motorwarnlampe an, ¾ Ölstand an Maximum, dafür konnte ich 3 kleine Bläschen am Messstab entdecken. Ich hoffte, dass wir die letzten Km zur Lodge schaffen. 100 m vor dem Parkplatz ging sie nochmal an. Später erfuhr ich, dass das Ölproblem und die Motorwarnlampe nix miteinander zu tun hatten, diese beiden Dinge tauchten nur zu gleichen Zeit auf. Es war aber trotzdem gut, ansonsten wäre ich ja nie stehengeblieben und hätte den überhöhten Ölstand nicht bemerkt.

Leider hatte die Lodge kein Internet mehr, da die Satellitenverbindung zu teuer war, die Menschen sollten auch die Natur genießen und nicht die ganze Zeit das Handy in der Hand haben, deshalb hatten sie es abgemeldet. Mir blieb nur mehr die Möglichkeit am nächsten Morgen nach Huaraz zu fahren. Als Sicherheit hatte ich ja Charly hinter mir zum Abschleppen im Notfall.

 

Für den heutigen Tag blieb als Trost nur mehr der schöne Sonnenuntergang und das Leuchten des Gletschers in den letzten Sonnenstrahlen.

Ich erreichte Huaraz ohne weitere Probleme und quartierte mich auf dem Parkplatz des Hotels Huascaran ein. Zufällig waren gerade Freunde von mir in der Stadt, Renate und Franz, Fotografen, Reisende und Vortragende. In meinem weihnachtlichen Heimaturlaub hatte ich die Beiden beim Besuch ihres Vortrags kennengelernt, seither haben wir uns angefreundet. www.renate-franz.at

 

Ich verschob den Mechaniker Termin ein paar Tage, und verabschiedete mich auch hier von Lena, die hier natürlich nicht tagelang herumsitzen wollte, Sie setzte ihre Reise alleine fort. Es war eine schöne Zeit, wünsche dir eine angenehme Weiterreise!

2 schöne Tage verbrachte ich mit Renate und Franz in der Stadt, auf dem Markt und in diversen Bars und Restaurants. Dann mussten die beiden weiterziehen.

Ich kümmerte mich nun um den Landy. Ich suchte eine Werkstatt auf, die ich schon von meinem letzten Besuch in der Stadt kannte. Nebenbei nutzte ich auch die Informationen die ich aus dem Blacklandyforum bekam und von Peter, dem Inhaber von www.nakatanenga.de . Charly ist mit Peter befreundet und er stellte den Kontakt her. Sehr freundlich und hilfsbereit bekam ich ein paar Tipps, die ich ausprobierte. Das Ritzel de Ölpumpe wäre zu prüfen, weiteres wäre es hilfreich, einen Öl und Filterwechsel zu machen, um die exakte Ölmenge im Motor zu kennen, anschließend weiterfahren und testen. Sollte der Ölstand weiterhin schwanken, ist was faul.

 

Die Ölwannendichtung war ebenfalls zu wechseln, also ging der Arbeitsschritt in einem. Soweit war nichts Auffälliges zu entdecken, nur lagen Teile des Steuerkettenspanners in der Ölwanne. Und da gehörten sie definitiv nicht hin.      

 

Der Mechaniker meinte, zum Hotel kann ich ohne Probleme fahren, wer weiß, wie lange das Teil schon abgebrochen sei. Wir bauten alles zusammen, füllten Öl ein und der Mechaniker hatte am Ende noch erhebliche Probleme, den Ölfilter zu wechseln, wer einen TD5 hat, weiß, wie eng der Platz ist. Nach einer halben Stunde war es geschafft und ich verließ die Werkstatt.

 

Da durch Werkstattaufenthalt und schattiger Platz meine Batterien geschwächt waren, wollte ich den Motor laufen lassen um sie zu laden. Ich besann mich auf den Mechaniker, der meinte – wer weiß, wie lange ich schon so fahre - , also dachte ich Motor im Standgas wird wohl kein Problem sein.

Ich drehte den Zündschlüssel um, aufs erste Mal sprang er Motor an, um nach 10 Sekunden ein komisches, quietschendes Geräusch zu machen, Sofort stellte ich den Motor ab, ich hatte die Hand ja noch am Zündschlüssel. Zum Test startete ich ein 2. Mal, Quietschen, sofort wieder aus. Dies dauerte keine 2 Sekunden. Unschlüssig was das war, stieg ich aus und ging einen Schritt zurück. Dabei entdeckte ich Glitzern unter dem Auto.

Ich blickte genauer hin und verzog das Gesicht. Schweinerei. Auf einer Fläche von 2 Quadratmetern ran Motoröl durch die Gegend. Der Erste Gedanke „Scheiße der Motor“ wurde sofort überlagert von „Scheiße der Boden“ Ich lief zur Rezeption, alarmierte, der Hausmeister schlenderte gemütlich mit mir raus, sah sich das an und meinte, er kümmert sich darum. Dann ging er und kam nie wieder. Ich legte meine Küchenrollen drüber, was Anderes hatte ich nicht und konnte so vielleicht einen Liter binden, der Rest versickerte. Was daheim einen Großeinsatz von Feuerwehr und Hilfsdiensten auslösen würde, kümmerte hier niemanden.

 

Da ich noch nicht wusste wo, wie und warum ich das Öl verloren hatte, blieb mir keine andere Alternative als den Landy per Abschleppwagen nach Lima zu fahren und eine geeignete Werkstatt aufzusuchen. Zum 2. Mal auf Reisen stand der Landy nun auf einem Abschleppwagen. Lucho ein Mitarbeiter des Hotels hatte dazu seine Hilfe angeboten, da er an eine billigere Möglichkeit glaubte, den Transport mit einem normalen LKW, da der Fracht in beide Richtung transportiert, würde das auch die Hälfte kosten. Leider erwies es sich als zu kompliziert mit auf und abladen, dazu durfte er mit 23 Tonnen nicht in die Innenstadt fahren. Also musste ich doch in die tiefe Tasche greifen. 500 Euro kostete mich der Transport über 500 km. Früh morgens um 9 erreichten wir Fire-Wheels, einen Offroad Spezialisten in Lima.  Die Mechaniker begannen auch sofort mit der Demontage und entdeckten auch früh das Übel des Ölverlusts. Ein unsachgemäß montierter Ölfilter mit zerquetschter Dichtung.

2 Tage lang zerlegten die Mechaniker den halben Motor und Motorraum. Als nächstes Problem stellte sich heraus, das der TD5 Motor in Peru praktisch nicht existent ist und somit keine Ersatzteile aufzutreiben sind. Wir listeten genau auf, was wir tauschen wollten, beratschlagten zusammen, was wir im Zuge des zerlegten Motors sonst noch mittauschen sollten und eine spontane Idee nahm Gestalt an. Um 12 Uhr mittags verließ ich die Werkstatt, um 14 Uhr war der Flug nach München gebucht um 15 Uhr gepackt und um 17 Uhr saß ich am Flughafen und wartete auf das Boarding.

 

Bei Postsendungen in die gelobten Länder des Kontinents hängt das Paket meist wochenlang beim Zoll durch die Gegend, weiteres werden oft horrende Einfuhrzölle fällig. Die Zeit daheim wollte ich auch nutzen mich mit einem Landrover Mechaniker zu unterhalten um mein Wissen zu vertiefen.

 

Während meines 2-Wöchigen Heimataufenthaltes durfte ich Peter von Nakatanenga persönlich kennenlernen, er hatte viele von mir benötigten Teile vor Ort, einiges konnte sein Mechaniker aus einem gebrauchten Motor ausbauen. Da der Import von gebrauchten Teilen in Peru streng verboten ist, wurden die Teile entrostet gereinigt und neu lackiert. Und Schwupps sahen sie aus wie Neuteile. Fachmännisch verpackt nahm ich die Teile mit nach Hause.

Die restlichen fehlenden Teile bekam ich von Thomas Albrecht von FWD.

 

Danke an alle Beteiligten für die rasche Hilfe. Es hat alles perfekt funktioniert. In dieser Sache häng ich daher ein bisschen Werbung mit an. Ich nehme zwar an, dass der Großteil der deutschen Land Rover Community die beiden Firmen kennt, wer nicht, denen seien diese beiden Firmen auf jeden Fall wärmstens zu empfehlen. VIELEN DANK!

 

Die Wiedereinreise nach Peru verlief soweit ok, nur hatte die Fluglinie meinen Koffer in Rom stehen lassen, deshalb war ich gezwungen war, weitere 3 Mal zum Flughafen zu fahren. Da in Lima zwangsweise alle Gepäckstücke incl. Handgepäck bei Verlassen des Flughafens geröntgt werden, kann man Schmuggel getrost vergessen. Das Aufsuchen des Zollbüros war definitiv notwendig. Die Beamten am Zoll waren aber sehr hilfsbereit, haben stichprobenweise einige Artikel überprüft, für Ok befunden, keiner hat die gebrauchten Teile bemerkt. Für Ersatzteile sind in Peru normal 18 Prozent Steuer zu bezahlen, aber netterweise machten sie mir den Vorschlag, ich solle es als Werkzeug deklarieren, dann bräuchte ich nur 12 Prozent bezahlen. Gemacht getan, und da ich am Zoll eine selbst gestaltete Rechnung mit geringeren Beträgen vorgelegt hatte, hielt sich der zu zahlende Betrag in Grenzen.

 

Leider war die Werkstatt für diese Woche ausgebucht und ich musste mich etwas gedulden bis zur Reparatur. Fad wurde mir deshalb nicht, einige Reisende standen ebenfalls auf dem Parkplatz, mit denen Erfahrungsaustausch betrieben wurde, dazu standen die Unabhängigkeitsfeiern Peru’s vor der Tür.

4 Tage waren schlussendlich nötig um den Landy wieder fahrbereit zu machen. Fredy arbeitete sehr gründlich und sauber. Getauscht wurden der komplette Steuerkettensatz mit Spanner, dazu Ölpumpe mit Antrieb, alle möglichen Dichtungen und Simmeringe, O-Ringe etc. Wasserpumpe, div. Schläuche und Leitungen, die schon etwas angeknackst waren, Lager von Viscolüfter und der Frontgehäusedeckel, da das Lager dort Spiel hatte, Kraftstoffanschlußblock, die Kupferringe und O-Ringe der Einspritzdüsen, der Kurbelwellensensor. Dazu Komplettservice mit allem. Dabei stand mir großartige Unterstützung von Felipe bei, er studierte mehrere Jahre Maschinenbau in den USA, ist mit bestem Werkzeug ausgerüstet. Das Reparaturhandbuch in Spanisch hat auch Unmengen geholfen. Nach 4 Tagen sprang der Landy an wie eine eins und die ersten 50 Km Probefahrt verliefen problemlos. Es konnte also wieder aufgehen zu neuen Abenteuern.

 

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